Im 9. Jahr auf Weltreise (Januar bis Februar 2000)
     

Globus
Stand: 26.5.2000

Durch Argentinien
(Reisebeschreibung von Ursula)

     


Reisebericht ohne Fotos
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Mit neuen Informationen von anderen Globedrivern eingedeckt, ändern wir kurzerhand unsere geplante Route in den Süden Chiles und fahren am 2.1.2000 auf die argentinische Seite der Anden.

Eine ganz und gar andere Landschaft erwartet uns auf der östlichen Seite des Passes in Argentinien. Die einzeln stehenden Vulkane, die sich aus einer grünen Ebene erheben, lassen wir in Chile zurück und fahren in ein graues, massives Felsengebirge. Nur Seen gibt es hüben wie drüben. Der Lockung des kleinen, gar nicht kalten Waldsees Lago Espejo kann ich nicht widerstehen, doch zum Übernachten fahren wir, an dem schmucken Ferienort Villa Angostura vorbei, an den kalten Lago Nahuelhuapi bei Santa Maria.

In Bariloche, einem bekannten Kurort, stellen wir mit Entsetzen fest, dass fast alles doppelt so teuer ist wie in Chile. Diese Meinung über Argentinien schleppen wir noch einige Wochen mit uns herum, um sie im Norden wieder gründlich zu revidieren. Aber wer bekommt nicht einen Schock, wenn er für ein Stück Torte 8 DM oder für ein Kilo der einfachsten Bruchschokolade 40 DM bezahlen soll?

Positiv überrascht uns das offene Gelände ohne Zäune, die vielen Parkmöglichkeiten entlang der Straße und die freien und trotzdem sauberen Campingplätze an Seen und in Nationalparks.

Auf einem Kunsthandwerksmarkt in El Bolson, auf dem alternativ aussehende Typen Selbsthergestelltes anbieten, hören wir von Ferne die Klänge mittelalterlicher Musik. Und tatsächlich finden wir die Gruppe "Carmina Burana", die eine Kostprobe ihres Könnens gibt. Begeistert kaufen wir Karten für die Abendvorstellung, die, wie in diesen Ländern üblich, erst um 22 Uhr beginnt. Wir werden nicht enttäuscht. Lateinisch gesungene Lieder aus dem 12. und 13. Jahrhundert, auf selbstgebauten mittelalterlichen Instrumenten begleitet, werden in gekonnter Choreographie dargeboten. Kreistänze mit dem Publikum und nette Gespräche mit den Künstlern bei Wein, Lachs und Käse runden den Abend ab. Im Garten des Kleintheaters dürfen wir übernachten und werden am nächsten Morgen von Marcello, dem Iniziator und Hauptdarsteller mit frischen Eiern beschenkt.

Auf der Karte suchen wir uns einen auf unserer Strecke liegenden See zum Frühstücken aus. Tatsächlich finden wir diesen See auch, aber 10 km von unserer Straße entfernt und nur auf übler Piste erreichbar. Da können wir die Erdbeeren und frischen Brötchen nicht so recht genießen, denn Richard befürchtet, den Rückweg nicht zu schaffen. Eine Stunde lang bearbeitet er den Steilaufstieg mit Klappspaten und Hammer, gräbt Steine aus, füllt Löcher auf, und so können wir mit Schwung das Hindernis meistern.

Am Eingang des Nationalparks Los Alerces werden wir bedenkenlos als Jubilados (Rentner) eingestuft und müssen nur den halben Eintritt bezahlen. Ihr könnt euch jetzt vielleicht vorstellen, wie alt wir in der Zwischenzeit aussehen. Hier erfreuen wir uns an vielen Seen, schneebedeckten Bergen und schönem Wetter, an prähistorischen Felsmalereien und bunten Blumen, an kleinen Wanderungen durch Wiesen, Wälder und Auen und an den großen, prächtigen Bäumen mit den winzigen Blättern, den Alerces, die dem Park seinen Namen gaben.

Kaum haben wir den Park verlassen, kurz nach Esquel, wird die Landschaft eintönig, die Berge treten zurück, der Bewuchs wird niedriger, die Bäume hören ganz auf - wir haben die patogonische Pampa erreicht und fahren fünf Stunden mit starkem Westwind nach Süden. Ab Rio Mayo, auf kaum befahrener Schotterstraße, wechseln im 10-Minuten-Rhythmus Regen und Sonnenschein ab, nur der heulende Wind bleibt unser treuer Begleiter. Ab und zu unterbrechen Pferde, Kühe oder Schafe die Monotonie, auch Hasen und ein Gürteltier kreuzen unseren Weg. Der auf der Karte verzeichnete Lago Blanco ist ausgetrocknet, doch an kleineren Seen mit Wasser treiben sich Flamingos und Andengänse herum (Foto).

Wie es sich für eine richtige Patagonienfahrt gehört, erleben wir eine Reifenpanne - gerade noch rechtzeitig, 5 km bevor an der chilenischen Grenze wieder der Asphalt beginnt. Eisiger Sturmwind bläst den groben Sand wie Nadelstiche ins ungeschützte Gesicht, der arme Richard hat Probleme mit Augen und Kontaktlinsen. Radkappen und Schrauben sind im Nu weggeweht und der ach so stabil aussehende Wagenheber läßt sich nicht weit genug hinunterdrehen. Mit Klappspaten und Hammer wird ein Loch in die Straße gebuddelt, jetzt können wir den Wagenheber ansetzen und den verschlissenen Reifen abmontieren, aber für den gefüllten Ersatzreifen reicht der Spielraum natürlich nicht und Richard muss ein tiefes Loch in den Schotter hacken. Ein Drama - und bei dem Sandsturm kann ich nicht einmal fotografieren! Übereinstimmend stellen wir fest, dass Patagonien nicht unser Land ist und sind froh, keine weiteren Strecken durch diese öde Unwirtlichkeit geplant zu haben.

Die Fortsetzung der Reise in Chile vom 7.1. bis 2.2.2000 findet ihr hier: Chile3


Zum zweiten Mal in Argentinien (2. - 19.2.2000)

Um weiter Richtung Norden zu gelangen, überqueren wir am 2.2. beim chilenischen Skiort Portillo die Grenzkordillere und wechseln wieder auf die argentinische Andenseite hinüber. Im Abendlicht zeigen sich die Wüstenberge in leuchtenden Rot- und Rosatönen, und der Hauch von Grün, den die Regenzeit hervorzauberte, verleiht der Landschaft einen besonderen Reiz.

In Mendoza, einer sauberen, grünen Oasenstadt, in der alle Straßen baumgesäumt sind, besuchen wir Francesco, den einzigen Servas-Gastgeber. An einem Tag kochen wir für ihn, und am nächsten gibt er eine Parillada, für die schon morgens um 9 Uhr große Fleischstücke auf Spießen übers Feuer gehängt werden (Foto). Die 34 Grad im Patio, wo ich unter der Traubenlaube den letzten Bericht schreibe, werden dadurch nicht erträglicher.
Eine Tochter, die mit einem 5- und einem 24-jährigen Sohn zum Mittagessen kommt, staunt, dass ich noch mit meinem ersten Mann zusammenlebe. So etwas gäbe es in Argentinien nicht. Sie selbst hat Kinder von vier verschiedenen Männern, mit zweien davon war sie verheiratet.

Auf dem Campingplatz treffen wir die Globedriver Gisela und Eddi (Foto), die wir bisher nur von E-Mails kannten. Sie reisen schon 11 Jahre lang mit einem Unimog um die Welt und machen seit zwei Jahren wunderschöne Landschaftsvideos für den SWR. Da bleiben wir gleich zwei Tage länger als geplant in Mendoza, so viel gibt es zu erzählen.

In einem Vorort, Maipu, besichtigen wir die größte Kelter der Welt, aber der Wein bei der anschließenden Weinprobe entspricht nicht meinem Geschmack. Auf der Plaza spricht uns Juan Carlos Montenegro an (Foto), der mit seinem Freund Eduardo an einer Balsaboot-Expedition vom Titicacasee bis Buenos Aires teilgenommen hat und dafür in den New Yorker Explorers Club aufgenommen wurde. Sein Wein schmeckt wesentlich besser.

Durch große Weinfelder, in denen die Trauben in mannshohen Lauben in bewässerten Wüstenregionen angebaut werden, und durch trockene Pampa fahren wir nach Norden. Unterwegs passieren wir eine Wallfahrtsstätte für den heiligen Caputo, dem alte Reifen und Schrott verunglückter Autos geopfert werden, zum Dank, dass die Fahrer überlebt haben. Die legendäre Coreo, deren Heiligtum auch an unserer Strecke liegt, hilft bei der Erfüllung verschiedenster menschlicher Wünsche, und entsprechend viel wird ihr geopfert. Hilft sie einen Mann zu finden, bekommt sie das Brautkleid, verhilft sie zum Bestehen einer Prüfung, bekommt sie das Diplom, selbst dem Wunsch nach Autos und Häusern kommt sie nach. Eine ganze Kapelle steht voller Trophäen, die Sportmannschaften dank ihrer Hilfe gewonnen haben.

Vor einigen Tagen sind hier in der Wüste ungewöhnlich starke Regenfälle niedergegangen, alle Furten haben Wasser und in einem Fluss kann ich sogar baden, eine angenehme Erfrischung bei 40 Grad Hitze. Im Valle de la Luna - ein Mondtal scheint es in jedem Land zu geben - müssen wir uns einem Konvoi anschließen, um die Naturschönheiten zu bestaunen. Doch da wir zum Schauen nur dahinschleichen und die Gruppe immer auf uns warten muß, erlaubt uns der Führer, alleine zu fahren. Viel Abwechslung gibt es in diesem Park: Dinosaurierspuren und versteinerte Pflanzen, ein buntes Wüstental und Steinkugeln mit einem halben Meter Durchmesser, skurrile Felsformationen, Fenster und Naturbrücken (Fotos).

Nach Überqueren eines dschungelbedeckten Gebirgszuges kommen wir in ein fruchtbares Tal, in dem Tabak und Zuckerrohr angebaut werden. Kühler ist es hier auch nicht, nur feuchter.

Stark beeindruckt uns das Museum von Hector Cruz bei Quilmes (Fotos). Er hat es vom einfachen Töpfer indianischer Abstammung zum Künstler mit Weltruhm gebracht. Gebäude, Tore, Steingärten und Kakteen sind so gekonnt in die aride Natur eingepasst, dass die Harmonie auf mich einfach vollkommen wirkt.

Die Ruinen von Quilmes, Mauerreste auf Terrassen, die aus der Vorinkazeit stammen, kann ich, sicher der großen Hitze wegen, nicht richtig schätzen und Richard muss sie allein erklimmen. Außerdem habe ich Stiche von winzigen Insekten am ganzen Körper. Allein am Rücken hat Richard 56 gezählt, und wie schlimm sie auf dem Kopf jucken, kann man gar nicht beschreiben.

Noch ein landschaftlicher Leckerbissen liegt vor uns, die Quebrada de Cafayate (Foto), eine Schlucht mit fantastischen Felsformationen in allen Rosa- und Rottönen. Da wir den heißesten Tag seit 1944 erwischt haben, befahren wir die schattenlose Wüste erst ab 17 Uhr. Trotzdem muss Richard für ein paar Fotos in den Felstürmen herumkraxeln. Ich werde diese Quebrada allerdings auf ewig mit der fetten Sau assoziieren, die uns hier ins Auto rannte und den rechten Kotflügel etwas eindrückte.

Auf der Karte entdecken wir einen Ort namens Alemania (Foto). Den müssen wir gesehen haben. Er besteht aus einem wunderschönen alten Bahnhof an einer stillgelegten Eisenbahnstrecke und sechs bewohnten Häusern. Noch vor 30 Jahren soll Alemania ein blühendes Dorf mit Polizei, Krankenstation und Schule gewesen sein. Zwei extreme Nächte verbringen wir an diesem verwunschenen Ort, die erste fürchterlich heiß, die zweite sehr kalt. Unterm Vordach des Bahnhofs haben wir unseren Amarillo geparkt und können so auch im Regen draußen sitzen. Die Einwohner besuchen uns, schwärmen von den guten alten Zeiten und klagen uns ihr Leid über die jetzigen Zustände. So haben Lehrer und andere Angestellte der Regierung seit sechs Monaten kein Gehalt bekommen. Ein Arzt erhält für Nachtdienst genau zwei DM bezahlt.

In Salta, besuchen wir eine Servas Gastgeberin, die uns die katastrophalen Verhältnisse im Land bestätigt. Ein Lehrer zum Beispiel verdient zwischen 600 und 1400 DM im Monat, Pensionäre bekommen nur 30% davon. Wie sie damit bei höheren Lebenshaltungskosten als in Deutschland bloß leben können? Da wir bei der Frau nicht bleiben können - ihr mittelloser Sohn samt Familie ist bei ihr eingezogen - fahren wir noch nachts auf den wenig schönen Campingplatz. Dort treffen wir Freiburger, die mit einem für 160 DM pro Tag gemieteten Latino-Camper unterwegs sind und über dieses Fahrzeug nur in den höchsten Tönen schimpfen. Salta, ein nettes Städtchen mit vielen Kolonialgebäuden, haben wir schnell besichtigt, da alle Kirchen und Museen geschlossen sind.

Richtung Jujuy fahren wir auf einem sehr engen, kurvenreichen Sträßchen, das zum Teil durch dichten, überhängenden Dschungel führt (Foto). Wunderschön, aber nicht ungefährlich, bei Gegenverkehr ist von beiden Seiten eine Vollbremsung angesagt.

Richard hat für unsere letzte Andenüberquerung wieder eine Anpassung an die Höhe geplant. Mit einer Übernachtung auf 2900 m Höhe sollte die nächste auf 3700 m keine Probleme machen. Doch da ich dieses mal keine Tabletten gegen Höhenkrankheit genommen habe, werde ich von der Soroche, die hier Puna heißt, mit schier unerträglichen Kopfschmerzen und heftigem Erbrechen befallen.

Am 19.2.2000 überqueren wir die Grenze nach Chile am 4200 m hohen Jama Pass.

Die Fortsetzung der Reise in Chile vom 19.2. bis 3.3.2000 findet ihr hier: Chile4


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