Im 9. Jahr auf Weltreise (August bis November
1999) |
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Durch die Anden von Bolivien und Peru
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Bolivien (21. August - 3. September 1999)
Am bolivianischen Grenzposten Tambo Quemado, 4300 m hoch mitten in den Anden gelegen, werden wir freundlich begrüßt. Dass wir kein Carnet de Passage besitzen, ist kein Problem, es dauert nur etwas länger, bis der Beamte ein großes Formular ausgefüllt hat. Hier taufen wir unseren VW-Bus Amarillo, den Gelben.
Durch eine traumhafte Andenlandschaft, mit dem höchsten Berg Boliviens, dem schneebedeckten, 6530m hohen Sajama zur Linken, Lamas, Alpacas und Schafen im Vordergrund, fahren wir auf neu ausgebauter Straße über die Hochebene des Altiplano (Foto). Vorbei an Erosionsfeldern mit fantastischen Felsformationen - in USA hätte man einen Nationalpark daraus gemacht, hier haben sie nicht mal einen Namen - nähern wir uns einem kleinen Dorf. Schon von Weitem hören wir Trommel- und Trompetenmusik, und plötzlich tanzen festlich geschmückte Indios an unserem Amarillo vorbei (Fotos). Schon bald sind wir mitten im Getümmel, müssen hier einen Schluck Bier mittrinken, dort Hände schütteln und überall fotografieren. Als einzige Touristen sind wir bald bekannt, und ein Studierter erklärt dem Volk übers Mikrofon, welche Ehre es sei, bei ihrem Fest, das die bolivianische Kultur verkörpere, Gäste aus einem fernen Land dabei zu haben. In fröhlicher Feststimmung und vom Bier angeheitert, sind die Indios aufgeschlossen und kontaktfreudig. Als die ersten allerdings zu knülle werden, machen wir uns lieber aus dem Staube.
Langsam nimmt die Bebauung zu, immer mehr Müll häuft sich an den Staßenrändern - wir nähern uns der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt, La Paz. Über El Alto, die 4100m hohe Vorstadt mit der ärmeren Bevölkerung, schrauben wir uns über dicht bebaute Hänge steil hinunter in den Talkessel, ins moderne Zentrum der Millionenstadt (Foto). Hier wird alles schwierig, das Fahren in den engen Gässchen, das Parken auf den steilen Parkplätzen, das Anfahren am Hang, das Zurechtfinden im wirren Einbahnsystem, das Finden eines Übernachtungsplatzes oder eines Hotels mit hoher Garage. Alle Angaben aus unserem Reiseführer stimmen nicht mehr. Doch mit Hilfe des Touristenbüros, Goetheinstituts, DEDs und eines Stadtplans, nach Bezahlen einer Strafe wegen Falschparkens von 15 DM, erreichen wir die Autowerkstatt des Schweizers Ernesto Hug. Hinter hohen, sicheren Mauern können wir auf seinem Hof, sauber wie geleckt, erst einmal verschnaufen. Hier dürfen wir auch die Nacht verbringen, und der überaus hilfsbereite Ernesto mit seinen vielen Beziehungen und Landeskenntnissen weiss für jedes Problem eine Lösung, arrangiert per Telefon Verbindungen zu allen Leuten, die wir kennenlernen wollen, findet lose Getriebeschrauben am Auto und hat einen Laborarzt zum Freund (Foto).
Wir verlegen unser Standquartier ins Hotel Oberland, das im klimatisch günstigeren Unterland liegt und auch einem Schweizer gehört (E-Mail: oberland@usa.net), besichtigen die Stadt und erledigen vieles.
Am Titicaca-See, nur 70 km von La Paz entfernt, tauche ich ein in die Lieblingslandschaft meiner Kindheit: ein stahlblauer See mit schilfigem Ufer, darauf ein Riedboot mit Indios und dahinter die Königskordillere. Über Jahre hängte ich diese Foto immer wieder in den Wechselrahmen über meinem Bett. Jetzt bin ich hier und habe das Glück, im ersten Ort ein "Balza de Tortora", ein Riedboot, am Ufer liegen zu sehen. Ich darf einsteigen und für ein paar Bolivianos stakt mich der Fischer eine Runde auf dem eiskalten See (Foto).
Weiter geht die Fahrt mit schönen Ausblicken auf den See bis zu einer Engstelle, an der wir unseren VW-Bus mittels einer kleinen Fähre ans andere Ufer verschiffen müssen. Im milden Abendlicht genießen wir den Aufstieg auf einen Paß und die prächtigen Ausblicke mal nach rechts, mal nach links auf den Titicaca-See.
In Copacabana, dem berühmten
Wallfahrts- und Touristenort, finden wir einen Übernachtungsplatz direkt
am See und lassen uns die frischen Forellen in einem Strandrestaurant schmecken.
Der Service der hiesigen Franziskaner-Kirche besteht in Massenabfertigungen
jeglicher Art. So erleben wir um 10 Uhr eine Massentaufe, um 11 Uhr findet
die Massenhochzeit statt, auf der Straße werden massenhaft alte und
neue Autos geweiht, Massen von Bettlern und Souvenirverkäufern profitieren
von diesem Massenansturm an Pilgern.
Mit einem Boot fahren wir auf die Isla del Sol, die Sonneninsel, wie man das als Tourist so tut, und werden auch wie Touristen empfangen, die für jedes Foto zahlen sollen. Dass es bei der Seefahrt regnet, hebt nicht gerade die Stimmung, aber über den ersten Regen seit sechs Wochen darf man sich wirklich nicht beklagen. Auf der Rückfahrt nach La Paz fallen uns die vielen Hunde am Straßenrand auf, die mit bettelnden Blicken den Autos entgegenschauen. Einheimische glauben, dass es sich um die Seelen Verstorbener handelt und füttern sie mit trockenem Brot.
In Bolivien besichtigen wir noch die Tiwanaku-Ruinen aus der Vor-Inkazeit, nicht ahnend, dass die feinbearbeiteten Monolithen die einzigen künstlerischen Steinmetzarbeiten sind, die wir in Ruinenstädten der Anden sehen werden.
Peru (3. - 15. September 1999)
Ein längerer Ausflug führt uns nach Peru.
Am Grenzort Desaguadero herrscht ein unvorstellbarer Trubel. Hochbeladene Lastwagen und Busse, Fahrräder und Karren, auf denen sich Güter aller Art türmen, massenweise Fußgänger, die schwere Bündel schleppen, schieben sich zentimeterweise in beiden Richtungen des Ortes vorwärts. Direkt an der Grenze verdichtet sich das Gewimmel zu einem schier unentwirrbaren Knäuel. Und wir stecken mit unserem Amarillo mittendrin. Es grenzt fast an ein Wunder, wie wir uns da durchgeschlagen haben. Die Abfertigung selbst verläuft problemlos, wieder ist kein Carnet erforderlich. Die peruanischen Zöllner sind aufgeschlossen, versuchen ihr Englisch anzuwenden, und nutzen die Gelegenheit um ein paar Worte deutsch zu lernen - ein Verhalten, das uns noch so oft bei Peruanern begegnen wird.
Unseren ersten Übernachtungsplatz in Peru erreichen wir erst in der Dunkelheit. Kaum haben wir uns zum Schlafen gelegt, hören wir Stimmen, mit metallischen Gegenständen wird von mehreren Seiten ans Auto gepocht, und "abrir", "öffnen", gerufen. Da nützt es nichts, den Kopf unter die Decke zu stecken, sonst sind die Scheiben eingeschlagen. Also öffnen wir vorsichtig das Fenster einen Spalt und sehen mit Knüppeln und Äxten bewaffnete Männer. Nach dem ersten Schreck finden wir auch die Sprache wieder und es stellt sich heraus, dass die Bauern der Umgebung mehr Angst vor uns hatten als wir vor ihnen. Sie haben sich zusammengeschlossen und bewaffnet, um gemeinsam zu erkunden, was das fremde Auto - vielleicht ein Feind - in ihrer Umgebung im Schilde führt. Von unserer Harmlosigkeit überzeugt schütteln sie uns die Hände und versichern uns ihres Schutzes. Schnell hat sich unsere Anwesenheit herumgesprochen und schon früh am nächsten Morgen kommen Neugierige und Wissbegierige. Was die nicht alles interessiert! Sie sind so ganz anders, diese peruanischen Indios!
An den Inkaruinen von Raqchi, die eher enttäuschend wirken, haben wir ein Riesenglück: ein Folklorefestival findet heute mittag statt, und nach und nach trudeln acht verschiedene Tanzgruppen ein. Nirgends haben wir darüber gelesen und andere Touristen wohl auch nicht, denn wir sind die einzigen. Da wird in typischen Andentrachten stundenlang vor und auf den Ruinen getanzt, auf Panflöten geblasen und getrommelt. Wir werden zu Chicha, dem einheimischen Maisbier, und gerösteten Bohnen eingeladen und dürfen unbehelligt fotografieren (Fotos). |
In Cusco, einer angenehmen Kolonialstadt, auf Inkamauern erbaut, leisten wir uns den Luxus eines Hotels mit Privatgarage. So müssen wir in dieser Stadt, in der Diebereien an der Tagesordnung sind, nicht ständig Angst um unseren Amarillo haben. Viele Kirchen mit interessanten Sehenswürdigkeiten gibt es hier zu besichtigen, aber so recht froh werden wir bei der christlichen Kunst nicht: die Konquistadoren ließen die Inkatempel und -paläste einreißen, um auf den Grundmauern ihre Kirchen zu errichten, Gold und Silber der Inkaschätze wurden gestohlen und eingeschmolzen, um daraus Heiligenstatuen zu gießen. Trotzdem gefällt uns die Atmosphäre der Stadt, die Leute sind freundlich, die Restaurants gut, billig und gemütlich, die Straßen und Plätze bunt und voller Leben (Foto).
Hier treffen wir einige der wenigen anderen Globetrotter, die mit dem Auto unterwegs sind und hören uns ihre Erlebnisse an. Einer Heidelberger Familie wurden in Ecuador an einer Straßensperre von streikenden Taxifahrern die Reifen zerstochen. Ein Wagen des Londoner Unternehmens Travel Overland wurde bei Arequipa im Südwesten Perus auf offener Straße angehalten und mit Waffengewalt leergeräumt. Ein Schweizer Radfahrer wurde in Nordperu überfallen, mit Gewehren bedroht, gefesselt und ausgeraubt. Einem Italiener wurden bei einer Bergbesteigung Rucksack und Stiefel geklaut, so dass er ohne Verpflegung und barfuß absteigen musste.
Auch über die Verschiffung von Panama nach Südamerika hören wir nur Horrorgeschichten. Da sind wir wieder einmal mit unserer Reiseroute sehr zufrieden. Wir haben nicht den Ehrgeiz, durch die gefährlichsten Gebiete und auf den schwierigsten Straßen fahren zu müssen, um später abenteuerliche Geschichten erzählen zu können.
Um zu den berühmten Inka Ruinen von Machu Picchu zu gelangen, müssen wir unser Auto in Ollantaytambo stehen lassen und auf die Eisenbahn umsteigen. Aber das ist nicht so einfach, denn schon ein Kilometer vor dem Bahnhof ist die Straße mit parkenden Minibussen blockiert und wir haben keine Chance, uns auf einen bewachten Parkplatz vorzuarbeiten. Auch Fahrkarten bekommen wir erst für den nächsten Tag. Schon 2 Stunden vor Zugabfahrt drängen sich Traveller und Einheimische auf dem Bahnhofsplatz. Doch heute kommen alle im Lokalzug mit. Von unserem Erste-Klasse-Sitz, einer unbequemen Holzbank, müssen wir zwar erst die Schwarzfahrer verscheuchen, aber dann können wir die schöne Strecke durch das immer enger und tropischer werdende Urubamba-Tal voll genießen. Auch im Zug gibt es genügend Unterhaltung. Im Gang stehen die Indiofrauen mit Kindern auf dem Rücken dichtgedrängt zwischen Säcken mit Hühnern, Eiern, Gemüse, Brötchen und anderen Handelsgütern. Zugverkäufer mit sperrigen Bauchläden schieben sich durch die Menge und preisen ihre Waren an. Erscheint der Schaffner, gelingt es den meisten Schwarzfahrern, unter einer Bank zu verschwinden und sich als Sack zu tarnen. Kinder werden zum Fenster hinaus abgehoben, unter anderen bildet sich eine Lache, die zwischen den diversen Gepäckstücken versickert. Ein nettes Indiopärchen auf Hochzeitsreise sitzt uns gegenüber. Rührend kümmert er sich um seine junge Frau, kauft ihr Essen, wovon sie ihm wieder die besten Happen füttert. Wenn der Zug durch ein Tunnel fährt, kreischt es aus allen Ecken und Enden. Da halten wir unser Gepäck besonders gut fest, weil die Räuber diese Momente angeblich gern nutzen.
Die meisten Gringos steigen in Aguas Calientes aus. Doch wir wissen aus unserem Reise-Know-How-Führer, dass der Zug noch 2 km weiter fährt, nach Puente Ruinas. Wir warten und warten, fragen immer wieder Uniformierte und bekommen positive Antworten. Endlich, nach 2 Stunden, setzt sich die Lok in Bewegung, doch wir merken zu spät, dass alle Passagierwaggons nach 200 Metern abgekoppelt werden und die Lok mit dem Gepäckwagen allein weiterfährt. Auch wir müssen einmal die Erfahrung machen, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln viel Zeit verliert und so manchen Ärger hinunterschlucken muss. Heute wird es nichts mehr mit den Ruinen, kein Bus fährt mehr hinauf. Wir nehmen uns ein sehr schönes Hotelzimmer und vertagen die Inkas auf morgen.
Schon um 5 Uhr stehen wir auf und erreichen den ersten Bus nach Machu Picchu. In 14 Spitzkehren bewältigt er 700 Meter Höhenunterschied. Wir steigen gleich zum Aussichtspunkt über den Ruinen hinauf und genießen ein überwältigendes Schauspiel. Tief unten im Urubamba-Tal hängt dichter Nebel, darüber scheint Machu Picchu zu schweben. Plötzlich steigen die Nebel hoch, umwallen die Ruinen, geben sie wieder frei, hüllen den dahinter aufragenden Huayna Picchu ein, lassen ihn wieder durchblicken. Die Strahlen der aufgehenden Sonne, die immer wieder Lücken in den Wolken finden und neue Ecken beleuchten, schaffen unwirkliche Effekte in dieser fantastischen Szenerie (Foto).
Gegen dieses Erlebnis fällt der Rundgang durch die Ruinen doch sehr ab: Mauern, Treppen, Terrassen, Tempel, Paläste, Brunnen, Wasserrinnen, astrologische Steine und Lichtschlitze, alles einstöckig, oft mit Giebeln, aber ohne Dächer. Die bewundernswerten Steinmetzarbeiten bestehen aus den exakt zugehauenen Mauersteinen, die, wenn auch verschieden groß und nicht rechtwinklig, lückenlos aneinanderpassen. Nach irgendwelchen Verzierungen oder Ausschmückungen sucht man vergebens.
Später, als die Gruppentouristen mit dem teuren Spezialzug ankommen, wandern wir ein Stück auf dem Inka Trail, der hier in die steilen Bergwände geschlagen wurde. Wir wagen uns über die wacklige Inka-Zugbrücke, die mit drei Baumstämmen einen Abgrund überspannt.
Auf der Rückfahrt nach Bolivien beeindruckt uns vor allem die einfache, ländliche Umgebung, in der Bauern ihre kleinen Felder mit Ochsengespannen pflügen. Die mehr oder weniger bedeutenden Inka-Ruinen, die an der Strecke liegen, lassen wir nicht aus. Bei jedem Fest, an dem wir zufällig vorbeikommen, halten wir an. Auf den Märkten erstehe ich Tongeschirr, Blumenvasen, Tischtücher und Wandbehänge für das Haus, das wir bald für sechs Wochen bewohnen wollen. Gar zu gerne würde ich mir ein kleines Schäfchen kaufen, aber Richard lässt sich nicht davon begeistern.
Bolivien (15. September - 25. Oktober 1999)
Bei der Wiedereinreise nach Bolivien in Kasani haben wir unser erstes negatives Grenzerlebnis in Südamerika. Der Beamte will uns nur ein Visum für 30 Tage ausstellen, obwohl Deutschen 90 Tage zustehen. Er habe nur einen Stempel mit 30 Tagen. Nach langem Diskutieren ist er bereit, gegen eine Sondergebühr von 30 US-Dollar die Zahl 90 per Hand in unseren Pass zu schreiben. Doch als Richard schon das Geld gezückt hat, kommt der Chef ins Büro und der korrupte Beamte gibt uns ein Zeichen, die Scheine verschwinden zu lassen. Auch der Chef redet ewig um den Brei herum, scheint auf irgend etwas zu warten, vielleicht, dass sein Untergebener weggeht oder wir eine hohe Summe in den Pass legen. Jedenfalls haben wir nach 10 ungewissen Minuten die Zahl 30 im Visum stehen. Welch ein Ärger! Gewiss werden wir die Visa in La Paz verlängern können, aber mit welchem Aufwand und wahrscheinlich erst kurz bevor sie abgelaufen und wir ganz woanders sind.
Als wir am Titicaca-See übernachten, regnet es die ganze Nacht, und am Morgen sind die Berge bis runter ans Ufer beschneit. Mit knallblauem Himmel und spiegelblankem See sieht die Landschaft so traumhaft aus, dass wir trotz Kälte draussen frühstücken. Zu gerne wäre ich noch einmal Riedboot gefahren, aber die Boote stehen voller Wasser. Da muss ich mich mit dem Anblick der lustigen Schneemänner am Straßenrand trösten.
Mit einem Militärflugzeug (TAM) fliegen wir von La Paz in einer Stunde ins Tiefland von Rurrenabaque. Hier wollen wir Jörg, einen schweizer Freund besuchen (Foto). Er kam vor 10 Jahren als Entwicklungshelfer nach Bolivien, um Brücken zu bauen. Jetzt, als Privatunternehmer, verhilft er dem Dorf auf seine Art zur Entwicklung. Während er Ferienhäuser für die La Pazer High Society baut, gibt er vielen Menschen Arbeit. Er vermietet seine Baumaschinen an die Gemeinde, so dass die Strassen verbessert werden können, repariert den Generator, so dass das Dorf wieder Strom hat, hilft mit Diesel aus, so dass die Verdichtungsmaschine nach dem Regen das Rollfeld bearbeiten und morgen der Flieger wieder starten kann. Bei seiner Samstagsparty lernen wir die Honoratioren des Dorfes kennen und am Sonntagmorgen sehen wir Jörg mit seinem Flugboot über dem Fluss kreisen.
Von Rurrenabaque aus buchen wir eine zweitägige Tour auf dem
Rio Yacuma, einem Quellfluss des Amazonas.
Nach fünfstündiger Fahrt in einem klapprigen Bus steigt unsere
Gruppe, die aus Australiern, Amerikanern, Franzosen und Spaniern besteht,
in einfache, offene Boote um. Am Ufer des recht engen Flusses tummeln sich
jede Menge Tiere: gelbgrüne Alligatoren in allen Größen,
schwarze Krokodile, Kapuzineräffchen, Brüllaffen und eine Unmenge
Vögel, wie Reiher, Adler, Geier und Eisvögel. Am lustigsten sind
die Capybaras, schweinegroße Säugetiere, die mit den Meerschweinchen
verwandt sind. Sie sitzen friedlich im Sand, oft mit drolligen Jungen, und
schauen den Booten nach. In einer Flussbiegung schwimmen
Süßwasserdelfine. Hier dürfen auch wir uns in den warmen
Dschungelfluss stürzen, denn in der Nähe der Delfine soll es keine
Krokodile und Piranhas geben.
Die nächtliche Bootsfahrt beginnt recht romantisch im Schein des Vollmonds. Die Augen der Krokodile und Kaimane leuchten Grün im Schein der Taschenlampe. Friedlich liegen sie am Ufer. Doch unser Bootsführer will uns nicht Romantik, sondern Abenteuer bieten. Immer wieder lenkt er das Boot unter das Gebüsch und versucht, mit einer Schlinge ein Krokodil zu fangen. Mir ist es nicht ganz geheuer bei dieser Aktion, denn mehrmals ist das Boot dem Kentern recht nahe. Endlich ist ein Vieh gefangen, ein zweieinhalb Meter langer Koloss. Ein Stück weiter wird das Krokodil von zwei Führern ans Ufer gezerrt und auf den Rücken gedreht. Mit gekonnten Massagegriffen am Bauch schläfern sie das Tier ein. Damit es uns nicht langweilig wird, soll es auch wieder aufwachen. Dafür müssen sie den Schwanz rhythmisch hin und her bewegen. Auch das scheint zu gelingen. Das Krokodil lebt wieder, ist frei und kann in den Fluss zurück. Doch was macht das blöde Tier? Es springt in das Boot, in dem außer Richard und mir noch zwei Franzosen stehen. Der erste rettet sich in voller Montur gleich ins Wasser. Richard, nur einen Meter vom Krokodil entfernt, funzelt dem Vieh mit der Taschenlampe in die Augen, vielleicht um es zu blenden, zögert noch, denkt vielleicht an seine guten Mephisto Schuhe. Der zweite Franzose krallt sich von hinten an Richard fest und ich ärgere mich so maßlos über diese dummen Führer, die uns Touristen solcher Gefahr aussetzen, dass ich die Angst vergesse. Plötzlich macht das Boot einen fürchterlichen Ruck und ich schlage mit dem Kopf auf den Bordrand. Noch ganz benommen merke ich, dass ich mir zwar einen Teil des Schneidezahns abgeschlagen habe, sonst aber unversehrt im Boot liege, dass Richard noch lebt und das Krokodil wieder im Fluss schwimmt. |
Zurück in La Paz muss das Visum verlängert werden.
Tatsächlich machen sie es gratis, aber es kostet mich einen ganzen Tag
und vier Taxifahrten.
In La Paz treffen wir auch Burkhard Sievers, einen
protestantischen Pastor, dem ein Teil des Erbes einer Möglinger
Bürgerin zukam mit der Auflage, es zum Kirchenbau zu verwenden.
Der Pfarrer aus Möglingen, unserem Wohnort in Deutschland, hatte uns
gebeten, ihn zu besuchen. Da Herr Sievers uns für pietistische Kontrolleure
hält, ist er anfangs recht verunsichert und beantwortet meine kritischen
Fragen nur zögernd. Beim Mittagessen kommen wir uns näher und Burkhard
spricht offen über seine Projekte und die Rolle der Protestanten in
einem von Katholiken missionierten Land und ihrem Verhältnis zum alten
Indioglauben. Zur Zeit leitet er ein Projekt, in dem Indiomütter
Kiefernmöbel schreinern und das sich aus den Einnahmen trägt. Er
selbst verdient seinen Lebensunterhalt durch Alphabetisierungskampagnen.
Begeistert zeigt er uns die zwei Kirchen, die mit der Möglinger Spende
entstanden. Die erste, die sowohl architektonisch wie auch von der
Innenausstattug her sehr geschmackvoll wirkt, hat er selbst entworfen
(Fotos). Die zweite, die von Einheimischen
konzipiert wurde, wirkt auf uns eher kitschig. Aber wem soll sie denn gefallen?
Hat die "geschmackvolle" überhaupt eine Berechtigung? Kann man es eigentlich
verantworten, Geld für Kirchen auszugeben, wo so viele Menschen hier
oben ohne Arbeit sind, kaum genug zum Überleben haben? Ich habe mich
überzeugen lassen, dass die Menschen ihre Kirche wirklich lieben und
gerne aus ihren armseligen Behausungen fliehen, um den ganzen Sonntag in
ihrem schönen Gotteshaus zu verbringen. So dauert ein Gottesdienst
mindestens 4 bis 5 Stunden.
Seit drei Wochen leben wir in Coroico,
einem kleinen Bergstädtchen auf 1760 m Höhe mit angenehm
subtropischem Klima. Um hierher zu kommen, mussten wir den 4725 m hohen
Cumbre Pass überwinden und uns dann auf einer rauen Naturstraße
über 3500 Meter in die Tiefe schlängeln und dann wieder hoch. |
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Hier in Coroico haben wir ein hübsches Häuschen (oder auch: eine
Bruchbude mit Atmosphäre) mit grandioser Aussicht gemietet
(Fotos). Richard sitzt fast immer vor dem
in La Paz gemieteten Computer und arbeitet die neuesten Informationen für
den Südthailand-Führer ein, der unvorhergesehenermaßen
überarbeitet werden muss. Der Informationsfluss klappt hervorragend,
der von uns engagierte Rechercheur vor Ort hat gut gearbeitet und dank E-Mail
und Internet ist die Welt so klein geworden, dass der Arbeitsort keine Rolle
mehr spielt. Das Haus gehört einem deutschen Bäcker, der im
Städtchen ein Cafe hat. Seiner Frau, einer lerneifrigen Chilenin, erteile
ich Deutschunterricht, der mit Vollkornbrot und Torten bezahlt wird. So
lässt es sich hier, wo es neben teuren Restaurants nur dürftig
bestückte Läden und einen mickrigen Wochenmarkt gibt, doch ganz
gut leben.
Fast immer können wir auf der Terrasse essen und uns an den vielen
verschiedenen Vögeln erfreuen. Es gibt schwarze Webervögel
mit knallgelben Schwanzfedern, die krächzen und singen können.
Ein Schwarm grüne Papageien dreht mit einem Höllenlärm Runden
über unser Haus. Ein Zaunkönigspaar baut ein Nest auf unserem Balkon.
Kleine Fasanen hacken gerne auf unseren Bananen rum. Freche Haubenspatzen
und gelbe Honigfresser suchen nach Leckerbissen. Am liebsten haben wir die
winzigen Kolibris, die mit unsichtbaren Flügelschlägen über
den roten Blüten in der Luft zu stehen scheinen. Richard ist
glücklich, als es ihm gelingt, einen Kolibri beim Nektarsaugen aufs
Bild zu bannen.
Bolivien (25. Oktober - 22. November 1999)
Liebe Freunde,
Auch die sechs Wochen, in denen wir bequem in unserem gemieteten Häuschen in Coroico, Bolivien, wohnen und arbeiten, gehen einmal zu Ende.
Am 8. November steht die Rückfahrt nach La Paz auf der
gefährlichsten Bergstraße der Welt bevor. Wird unser Amarillo
den steilen Aufstieg von 3500 Höhenmetern auf 45 km Schotterstraße
schaffen? Zu welcher Uhrzeit werden uns die wenigsten Minibusse überholen?
Was tun, wenn es regnet und die Straße aufgeweicht ist? Man darf nur
zwischen 18 Uhr abends und 5 Uhr morgens in diese Richtung fahren, da in
der übrigen Zeit der Gegenverkehr kommt. Wir entscheiden uns dazu, um
4 Uhr morgens, in stockdunkler Nacht, aufzubrechen.
Es läuft alles viel einfacher als befürchtet. Die Schlaglöcher
sind im Scheinwerferlicht sehr gut zu erkennen, die scharfen Kurven nehmen
wir problemlos, auf der ganzen Strecke müssen wir nur sieben Lastwagen
in etwas breiteren Kurven überholen und drei schnellere Jeeps vorbeilassen.
Die Steilstrecken schafft der brave Amarillo spielend, alle Befürchtungen
Richards lösen sich in Luft auf. Schon um 5 Uhr sind die Silhouetten
der Berge zu erkennen, das Morgenrot vertreibt die Nacht, und wir genießen
es, in den Tag hineinzufahren. Eine kurze Nebelstrecke ist zu überwinden,
aber auf dem 4725 m hohen Cumbre-Pass haben wir bei blauem Himmel und blendendem
Sonnenschein klare Sicht auf die umliegenden Sechstausender.
In La Paz gibt es wie immer einiges zu erledigen. Vor allem muss ich zum Zahnarzt, um den vom Krokodil angerichteten Schaden flicken zu lassen. In einer pikobello eingerichteten Praxis mit klassischer Musik im Hintergrund baut eine in Deutschland ausgebildete Zahnärztin meinen Schneidezahn mit einer Kunststoffmasse aus USA wieder fachmännisch auf. So sind die hässlichen Spuren unseres Abenteuers auf dem Yakuma-Fluss nicht mehr sichtbar.
Wir müssen unsere geplante Reiseroute in den Süden Südamerikas ändern. Im Internet hat Herr Riedel aus Iquique das Verkaufsangebot unseres VW-Busses gefunden und hat ernsthaftes Interesse. So fahren wir nicht über Salta in Argentinien in den Süden, sondern über Iquique in Nordchile.
Doch ich will Bolivien nicht verlassen, bevor ich nicht auf dem Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Erde, gefahren bin. So starten wir zu einer achttägigen Rundfahrt durch das Zentrum Boliviens.
Mit herrlichen Ausblicken auf die verschneiten Gipfel der Königskordillere verlassen wir am 10. November La Paz Richtung Süden. Vor Cochabamba ist wieder ein Cumbre-Pass zu überwinden, doch dieser ist nur 4490 m hoch und die Straße gut ausgebaut. Beim Mittagessen an einem rauschenden Bergbach kommen wir mit einem urigen alten Radfahrer ins Gespräch (Foto). Er liest ALEMANIA auf unserem Auto und will wissen, ob das eine Stadt oder ein Land ist. Auch interessiert ihn, in welchem Kontinent Alemania liegt. Und da er selbst alle Kontinente nicht mehr zusammenbekommt, bittet er uns, sie ihm aufzuschreiben. Wir freuen uns sehr über diese Kontaktfreudigkeit und Wissbegierde, die wir bei den Indios in anderen Teilen Boliviens vermissten. Aber bei dieser Rundfahrt sollten wir angenehmere Erfahrungen machen.
Für die erste Übernachtung haben wir uns "Planeta de Luz" bei Cochabamba ausgesucht, ein Öko-Projekt mit Adobehäusern in faszinierender Architektur (Fotos). Was von einem spirituell-schamanisch orientierten Bolivianer gegründet wurde, wird jetzt, dem neuen Trend folgend, für Seminare und Schulungen der Ökobewegung genutzt. Ein Wandel, der sich bei genauer Betrachtung gar nicht widerspricht.
Auf einer katastrophalen Ausfallstraße verlassen wir Cochabamba Richtung Sucre. In einem grünen, fruchtbaren Tal kommen wir nochmals in den Genuss einer Asphaltstraße, bevor wir ins Gebirge abbiegen. Hier schlängelt sich eine enge, steinige Piste durch eine raue, zerklüftete Landschaft. Von Ernesto wissen wir von den Zerstörungen, die das Erdbeben 1997 in diesem Gebiet anrichtete. Trotzdem sind wir überrascht, heute noch so viele Spuren zu sehen: viele zerstörte Häuser und Menschen, die in Zelten und Notunterkünften leben. Aber auch die schmucken Neubauten fallen ins Auge, Normhäuschen, von wohltätigen Organisationen erdbebensicher gebaut, teilweise noch leerstehend, von der Bevölkerung nicht so richtig akzeptiert. Und Kirchen, wunderschöne Kirchen, von edlen Spendern finanziert!
Über schroffe Berge und grüne Taloasen, durch kahle Wüsten und blühende Kakteenwälder führt uns die enge, kaum befahrene Straße oft an steilen Abgründen vorbei bis Sucre. Doch wir fahren gleich weiter, um am morgigen Sonntag den berühmten Markt von Tarabuco mitzuerleben.
Obwohl wir schon viele Indiomärkte gesehen haben, sind wir von diesem sehr beeindruckt. Nicht nur die Frauen sind farbenprächtig gekleidet, auch die Männer tragen bunte Trachten und originelle Kopfbedeckungen, worunter die Lederhelme besonders herausstechen (Fotos). Auch sind die Menschen hier freundlich und viel aufgeschlossener als die Altiplano-Indios.
Sucre, eine saubere Stadt mit weißgetünchten Häusern und glatten, breiten Gehwegen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, gefällt uns auf Anhieb. Doch wir geraten in die Dunkelheit und können keinen geeigneten Übernachtungsplatz etwas außerhalb der Stadt finden. Der erste Seitenweg führt zu einem Militärlager, der zweite endet an einer Müllkippe, die Hauptstraße queren scharfe Felsrippen. In unserer Not drehen wir um und steuern das SOS Kinderdorf an, dessen Schild wir unterwegs gesehen haben. Von einer Hausmutter werden wir freundlich aufgenommen, zum Abendessen eingeladen und von den anschmiegsamen, lieben Kindern angenehm beschäftigt.
Streikende Lastwagenfahrer blockieren alle Ausfallstraßen von Sucre. Dieser Zustand kann unbestimmte Zeit dauern und erfreut uns trotz aller Sympathie mit den Unterbezahlten keineswegs. Ein mitfühlender Polizist beschreibt uns eine Umfahrung hoch über die Berge. Auf abenteuerlichen Wegen durch Bäche und Geröllfelder fragen wir uns von einer Ansiedlung zur nächsten durch. Die Leute sind extrem hilfsbereit. Ein Junge fährt mit uns bis zu einem Pass, um im Notfall Hilfe holen zu können, ein Mann begleitet uns bis zu einem Trockenfluss und zeichnet uns auf, wie wir darin vier Kilometer weit fahren müssen. Nach zwei Stunden haben wir die Blockade umfahren und landen wieder auf der Hauptstraße, auf der wir für diese Strecke zehn Minuten benötigt hätten.
Von der Stadt Potosi, auf 4070 m gelegen,
mit ihrem berühmten, schwer durchlöcherten Silberberg Cerro
Rico, der jahrhundertelang ausgebeutet wurde, sind wir nicht so angetan.
Zwar ist die alte Münze mit ihren altertümlichen Maschinen
und Holzzahnrädern sehenswert, aber selbst der Hauptplatz wirkt schmutzig
und ungepflegt. Deshalb bin ich gar nicht traurig, dass das ungeheizte
Hotelzimmer nicht einladend wirkt und wir in dieser Stadt nicht einmal gegen
Bezahlung des vollen Zimmerpreises auf dem Hotelparkplatz im Auto schlafen
dürfen.
So fahren wir 20 km hinunter zum Kratersee von Tarapaya, und finden
hier unseren bisher schönsten Übernachtungsplatz in Südamerika
(Foto). Auf einer grünen Wiese direkt
am kreisrunden See können wir parken und am nächsten Morgen im
dampfenden, 30 Grad warmen Wasser schwimmen.
Nach harter Fahrt durch abwechslungsreiche Landschaft und die langweilige Hochebene des Altiplano erreichen wir Uyuni, ein trostloses Kaff mit nettem Zentrum und einem revolutionären Altarbild.
Um zum Ziel meiner Träume zu gelangen, dem Salar de Uyuni, können wir zwischen der Hauptstraße mit brutalem Wellblech oder unsicheren Nebenspuren mit Weichsand wählen. Beide haben ihre Nachteile. Doch wir erreichen den gleißend hellen Salzsee unbeschadet.
Wir verlassen die Piste und tasten uns vorsichtig auf dem Salz voran, zuerst zu Fuß, dann, Fahrspuren folgend, auch mit dem Auto (Fotos). Es ist ein ähnliches Gefühl, wie auf verharschtem Schnee zu gehen, und es sieht auch so aus. Bevor wir uns weiter vorwagen, beobachten wir die Männer, die am Rande des Sees das Salz abbauen. Zum Teil wird es zu Körnern geraspelt und in großen Haufen aufgeschüttet, oder es wird in Blöcke gesägt, die zum Haus- und Möbelbau genutzt werden. Ein ganzes Hotel wurde mitten im Salzsee aus diesem Material gebaut. Wir probieren nicht die Salzbetten, sondern begnügen uns mit Salzhockern. Vorsichtig fahren wir den Spuren nach, die sich immer wieder verzweigen. Viele enden in einem Wasserloch und man kann sich die Tragödie gut ausmalen, die sich hier, mitten in der Einsamkeit, abspielte. In zwei Tagen kann man den Salzsee überqueren, doch ohne Allrad und Begleitfahrzeug scheint das nicht ratsam. So trinken wir noch einen Cocatee in der weißen Unendlichkeit und drehen um Richtung sicheres Ufer.
Doch gar zu sicher scheint es auch hier nicht zu sein. Viele Trockenflüsse müssen in staubigem Weichsand durchquert werden, bei den vier wasserführenden Flüssen können wir uns nur auf unser Glück verlassen, denn Untergrund und Wassertiefe sind nicht zu erkennen. Die harte Wellblechpiste führt meist über langweilige Hochebene, ohne Baum, ohne Kaktus. Nur die Flusstäler unterbrechen die schier endlose Fläche. Drei Höhepunkte bietet diese Strecke. Einen Felsgarten aus fantastisch erodierten Steinen, die Pilze und Brücken formen, dann Sanddünen, die auf zwei Kilometer bis an oder über die Straße kommen, und drei Herden der scheuen Vicunas, die uns überrascht anschauen und sich dann schnell verziehen.
Nach 740 km Piste erreichen wir bei Challapata die Asphaltstraße. Wie ruhig das Auto dahinschweben kann! Wir haben dieses Gefühl nach dem Dauerrütteln fast vergessen.
Noch einmal besuchen wir Ernestos Werkstatt in La Paz. Jetzt werden die Achsgelenke eingebaut, die uns Gerald aus Deutschland geschickt hat. Auch beide hinteren Stoßdämpfer müssen für teures Geld ersetzt werden: die herrliche Rundstrecke forderte eben ihren Preis.
Auf der Fahrt Richtung Chile verbringen wir noch zwei wunderschöne
Tage im Sajama-Gebiet. Obwohl wir die Strecke
schon kennen, wirkt sie in dieser Richtung fantastischer, da wir direkt auf
die Vulkane zufahren, die allerdings nicht mehr so viel Schnee aufweisen
wie auf der Hinfahrt (Foto). Jetzt haben
wir auch keine Angst mehr vor der Höhe, wir sind ja gut angepasst.
So wandern wir im Sajama Nationalpark eine Stunde lang in 4350 m um einen
See und scheuchen ungewollt die überaus scheuen Flamingos von
einem Ufer zum andern. In den Aguas Termales können wir im
natürlichen Pool im warmen Wasser baden, umgeben von Lamas, Alpacas
und schneebedeckten Vulkanen (Fotos). Der
mit 6060 m höchste aktive Vulkan der Erde, der Guallatire, stößt
immer wieder eine Rauchwolke aus. Hier fühlen wir uns eins mit der Natur.
Auch die Indios sind liebenswürdig und kontaktfreudig. Wir sind
so begeistert von diesem großartigen Andenerlebnis an unserem letzten
Tag in Bolivien, dass es uns nicht stört, als wir bei minus drei Grad
im Auto aufwachen und feststellen, dass wir kein Gas mehr haben. Wir
genießen den Sonnenaufgang vom Bett aus, warten bis die Sonne die Luft
erwärmt, beobachten wie die pummeligen Alpacas dicht am Auto
vorbeistreifen und quatschen vom Bett aus mit der Hirtin, deren Hund
uns von diesem Augenblick an nicht mehr von den Fersen weicht. In seiner
Begleitung kommen wir später dicht an die sonst furchtsamen Alpacas
heran und können ohne Hast fotografieren.
Dass wir kurz vor der Grenze auch noch Nandus erspähen, die einzigen Straußenvögel, die wir bisher noch nirgends sahen, macht das Tüpfelchen auf das I.
Die Grenzabfertigung bei den Bolivianern verläuft flott und problemlos.
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Durch die Anden |
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