Im 9. Jahr auf Weltreise (USA 1: August bis November
1998) |
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Ursula und Richard Doring in USA |
Am 28. August 1998 starten wir von Stuttgart mit Delta Airlines nach Fort Lauderdale in Florida. Damit beginnt das achte Jahr unserer Reise um die Welt.
Als wir am 1. September 1980 zu unserer ersten 1jährigen Reise nach Indien aufbrachen, ahnten wir noch nicht, daß wir damit ein Leben als Globetrotter angetreten hatten. Inzwischen hatten wir alle Kontinente bereist - außer Südamerika. Und diese Etappe sollte in Florida beginnen.
Mittlerweile hatten wir so gute Erfahrungen mit Servas, der weltweiten Gastgeberorganisation, gemacht, daß wir auch zum Einstieg in die USA bei möglichst vielen Gastgebern leben wollen.
Frank holt uns in Fort Lauderdale sogar vom Flughafen ab. Er
ist uns in jeder Weise behilflich, einen guten Start zu finden.
Per Mietwagen fahren wir nach Orlando, wo wir den übers Internet gefundenen
VW-Bus übernehmen, versichern und zulassen. Dazu Näheres unter
Autokauf in USA.
In den nächsten Wochen wohnen wir vorwiegend bei Servas-Gastgebern und lernen dabei sehr viel über das Leben von Mittelklassefamilien kennen. Wie überall auf der Welt sind fast alle Servas-Gastgeber besonders engagierte Menschen, die sich für sozial benachteiligte und unterprivilegierte Mitmenschen einsetzen. Wir sind sehr beeindruckt, z.B. von der alten Dame Dolores, die mit 58 Jahren ein Jura-Studium begann, um gegenüber Behörden fester auftreten zu können. Dazu Näheres im ausführlichen Bericht.
Da es uns in Florida zu heiß wird (über 40 Grad), lassen wir nur unseren Vanagon überholen und fahren schnell Richtung Norden, wo es in den Apalachien kühler sein soll.
Wir durchqueren South und North Carolina auf beschaulichen
Nebenstraßen und übernachten auf naturnahen Campingplätzen
in gar nicht billigen State Parks. In Virginia erklimmen wir den "Blue Ridge
Parkway", der eigentlich in herbstlichem Rot erstrahlen sollte. Aber der
Sommer war zu lang warm, deshalb verdorren die meisten Ahornblätter
innerhalb einer Woche.
Bei Servas-Gastgebern auf dem Lande verbringen wir wieder sehr angenehme
Tage.
In Atlanta bieten uns Madhuri und Vijay ein Zuhause. Sie stammen aus Indien und arbeiten seit einigen Jahren in den USA in der Computerbranche, wie viele andere hunderttausend Inder auch. Als sie hören, daß Ursula für fünf Tage nach Deutschland fliegen wird, um die Goldene Hochzeit ihrer Eltern mitzufeiern, bieten sie mir spontan ein Zimmer für diese Zeit an. Bis spät in die Nacht muß ich von unseren Reisen durch Asien und Afrika erzählen, denn Madhuri träumt davon, in einigen Jahren ebenfalls für ein ganzes Jahr zu reisen. Wir erfahren auch viel über die Schwierigkeiten, denen Inder in den USA begegnen. Wer könnte sich z.B. vorstellen, daß seit sieben Jahren noch kein Weißer eine Einladung ins Haus von Madhuri und Vijay angenommen hat?
In 10 Tagen fahren wir quer durch den Mittelwesten bis Taos in New Mexico. In Memphis, Tennessee, bleiben wir einen Tag lang, um einen eindrucksvollen Gospelgottesdienst, Elvis Presleys Haus und die Beale Street, die Heimat des Rock, zu besuchen. Erholsam ist die Fahrt mit einem Mississippi-Dampfer.
In Taos wachen wir in einer geschlossenen Schneedecke auf. Kein Wunder, daß die billigen Campingplätze der Forstverwaltung nicht mehr offen sind. Im Pueblo von Taos erleben wir ein Schulfest der Pueblo-Indianer mit. Die Lehrer bemühen sich, schon den Kleinen im Kindergarten wieder die Pueblo-Sprache beizubringen. Von den Erwachsenen spricht sie kaum noch einer. Doch alle haben erkannt, daß sie ohne ihre eigene Sprache ihre Kultur völlig verlieren. Eine "amerikanische" Kultur existiert hier im Südwesten nicht, sondern mehrere Kulturen gedeihen unvermischt nebeneinander: eine britische, eine mexikanische, eine afrikanische, eine chinesische und einige indianische.
Wir besuchen Los Alamos, wo im 2. Weltkrieg völlig geheim die ersten Atombomben entwickelt und zum Einsatz in Hiroshima und Nagasaki vorbereitet wurden. Heute forschen hier Wissenschaftler aus aller Welt an sogenannten "Fortschrittstechniken".
Im Süden von New Mexico erleben wir einige eindrucksvolle Landschaften: Einen schwarzen Lavafluß, die weißen Sanddünen, die Höhlen von Carlsbad, die uns irgendwie zu sauber erscheinen, die City of Rocks mit dem wunderschönen Campingplatz zwischen den Felsen und die Gila Cliff Dwellings (Höhlenwohnungen). Nach einem gewaltigen Sandsturm holt uns hier wieder der Schnee ein und wir sputen uns, ins wärmere Arizona zu kommen.
Völlig unerwartet finden wir im Chiricahua National Park eine eindrucksvolle Felslandschaft. Leider fährt es mir beim Aussteigen aus dem VW-Bus wieder in den Rücken, viel zu früh nach der intensiven Physiotherapie, und ich schleppe mich mühsam durch die herrlichen Felsskulpturen.
Mitte November 98 bereiten wir uns und den Vanagon in Tucson auf die Fahrt nach Mexico vor. Wir knüpfen auch Kontakte mit dem Schriftstellerverband, um im März 99 möglichst schnell eine Wohnung zu finden, in der ich meine Arbeit für den Loose-Verlag verrichten kann.
Am 25.11.1998 fahren wir in Nogales mit etwas Bangen über die Grenze nach Mexiko. Unser lateinamerikanisches Abenteuer kann beginnen.
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Mexiko, Belize und
Guatemala |
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