Khao Lak
Aktuelle Informationen zu Khao Lak, Thailand,
das herrliche Reiseziel für Individualisten,
zusammengestellt vom Ex-Loose-Autor Richard Doring

 
khao lak, khaolak resorts
Stand:
14.4.2007

2007: Der Wiederaufbau
von Khao Lak im Rueckblick

 

 

Am 12.4.2007 flatterte ein fast schon inquisitiver Fragebogen der
"Tourismusfachschule Luzern Schweiz" mit Fragen zu Khao Lak in unsere Mail-Box.
Wir beantworteten dennoch alle 19 Fragen gewissenhaft und nahmen sie zum Anlass,
den Wiederaufbau von Khao Lak im Rückblick mit etwas Abstand zu betrachten.
Direkt zu:  

 Frage 1
Beziehung

 Frage 2
Bedeutung

Frage 3
Behoerden

 Frage 4
Unterstuetzung

 Frage 5
Spendengelder

Frage 6
Neuaufbau

Frage 7
Ausbau

Frage 8
Wiederaufbau

Frage 9
Bedeutung

Frage 10
Lebensaenderung

Frage 11
Zukunft

Frage 12
Besucherzahlen

Frage 13
Veraenderung

Frage 14
Probleme

Frage 15
TAT Werbung 

Frage 16
Angst

Frage 17
Frage Nr.1

Frage 18
Neugier

Frage 19
Reisen nach
Khao Lak

Glueckskette
Rotes Kreuz
Caritas

Volunteers
4Kali.org
Baptisten

Deutsche
Botschaft

SME Resorts

Ein Report
von
tourismconcern.org

Fragen zu Khao Lak
1. Welche Beziehung haben Sie zu Khao Lak? Oder was bedeutet Ihnen Khao Lak?

Ich lebe seit einigen Jahren 6 Monate im Jahr in Khao Lak, im Ortsteil Ban Bang Niang. In Khao Lak habe ich mehr Freunde als im Rest der Welt.

2. Welche Bedeutung hatte der Tourismus in Khao Lak vor dem Tsunami? Welche nach dem Tsunami?

Der Tourismus ernährte und ernährt 70% der Bevölkerung von Khao Lak. Er stoppte die Landflucht der jüngeren Menschen aus dieser zuvor unterentwickelten Region und brachte sie ins Dorf zurück, wodurch das soziale Leben wieder ins Gleichgewicht kam.
In den ersten 20 Monaten nach dem Tsunami lebte die Dorfbevölkerung vorwiegend vom Wiederaufbau. Seitdem lebt sie wieder wie zuvor vom Tourismus.

3. Was wurde von den Behörden in Khao Lak während dem Tsunami und unmittelbar nach dem Tsunami unternommen?

Die Behörden organisierten sehr schnell und effektiv die Grundvoraussetzungen für das Überleben der Dorfbevölkerung: Notunterkünfte, Lebensmittel, Wasser, Strom, Gas. Mit Hilfe der Provinzregierungen aus ganz Thailand gingen die Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät unglaublich schnell voran, so dass die Grundstücksbesitzer schon nach 5 Wochen beginnen konnten, ihre weggeschwemmten Strandgrundstücke wieder aufzufüllen und die ersten Pflanzen, schnell wachsende Bananen, auf das tote Land zu setzen.

In den ersten Wochen liessen die Behörden massenhaft Formulare und Fragebogen ausfüllen, die keinerlei Konsequenzen hatten. Sie sorgten dafür, dass die Infrastruktur im Dorfbereich wieder errichtet wurde: Strassen, Strom, Telefon, aber keine öffentliche Wasserversorgung und keine Abwasserentsorgung.

Der sofort verfügte Baustopp wurde auf Drängen der Bevölkerung bereits am 19. Februar 2005 vom Ministerpräsidenten aufgehoben. Ein Unterbüro des Bauamts wurde in Khao Lak eingerichtet, um Bauanträge zügig bearbeiten zu können.

Schon Anfang April wurden auch die Strände mit Strom versorgt, so dass einige Besitzer kleiner Resorts mit dem Wiederaufbau beginnen konnten.

Die lokalen Behörden waren vom Ausmass der Katastrophe völlig überfordert. Viele notwendige Massnahmen unterblieben daher, z.B. konnten sie das Dorf Ban Bang Niang ab Mitte Februar nicht mit Wasser versorgen (die Brunnen waren versiegt oder kontaminiert), private Spender organisierten Wasserkanister für 55 Familien, die 10 Wochen lang alle 3 Tage zum halben Preis gegen volle Kanister ausgetauscht wurden. Die Behörden, von der lokalen Ebene bis hinauf nach Bangkok, nahmen die psychischen Traumata der Betroffenen nicht ernst und begannen viel zu spät und zu halbherzig mit (z.T. ungeeigneten) Therapien, weshalb viele Betroffene noch heute unter dem Tsunami leiden.

Beamte aus der Hauptstadt behandelten die Betroffenen, durchweg mittelständische Bürger, nicht mit Respekt sondern wie unliebsame Bittsteller. Die Würde dieser Menschen wurde zu oft mit Füssen getreten. Dies ist bis heute nicht aufgearbeitet.

Vorurteile wurden zur Grundlage für viele Entscheidungen, z.B. erklärten Beamte unisono mit den Repräsentanten der lokalen Hilfsorganisationen (Mercy Foundation, We Love Thailand, Habitat for Humanity Thailand) Resort- und Bungalowbesitzer zu reichen Menschen, die keinerlei Hilfe verdienen, selbst wenn sie Familienangehörige und allen Besitz verloren hatten und nur ihre hohen Schulden übrig behalten hatten. Oder sie verweigerten Betroffenen, die nicht in Khao Lak geboren waren, jegliche Hilfe, Thais wie Ausländern.

  4. Wer (Organisationen, Behörden, etc.) unterstützte Khao Lak während/nach dem Tsunami? Wie?

Man muss unterscheiden zwischen dem Ortsteil Ban Bang La On (Nang Thong Beach) und Ban Bang Niang. In Bang La On blieb das Dorf entlang der Hauptstrasse weitgehend vom Tsunami verschont, nur die Resorts am Strand wurden dem Erdboden gleich gemacht.

In Bang La On kamen nur wenige Einheimische zu Tode, das Leben konnte fast unverändert weitergehen, natürlich in tiefer Trauer.

Dagegen wurde in Ban Bang Niang die Hälfte des Dorfes total zerstört, ein Drittel der Bevölkerung (90 Menschen), vor allem junge Menschen im besten Alter kamen ums Leben. Alte Leute blieben ohne ihre Ernährer zurück, zudem sechs Waisenkinder und viele Halbwaisen. Noch heute sorgt niemand für die alten Menschen, deren Kinder ums Leben kamen.

Alle einheimischen Betroffenen bekamen einmalig 2000 Baht (43 Euro), jeder der 32 betroffenen Hausbesitzer, die in Ban Bang Niang geboren waren, bekam 20.000 Baht (430 Euro), alle anderen, die ihr Haus verloren hatten (ca. 20 Familien) bekamen nichts. Die 32 Familien bekamen von der Regierung ein (schlechtes!) Haus von 40 Quadratmetern für 120.000 Baht gebaut, die 20 anderen, darunter viele Besitzer von kleinen Bungalowanlagen, bekamen wiederum nichts.

Ca. 50 kleinere und religiöse Hilfsorganisationen, vor allem fundamentalistische, waren Anfang 2005 im Großraum Khao Lak tätig. Die Helfer wohnten in den nicht betroffenen Hotels und Gästehäusern von Nang Thong. Ihre Hilfsgelder und Projekte kamen NICHT Khao Lak zugute, sondern den 20 km entfernten Gemeinden Nam Khem und Bang Sak. Erst nach sieben Monaten unterstützten einige religiösen Organisationen (darunter We Love Thailand, Habitat for Humanity Thailand) vereinzelt Familien in Khao Lak. Die amerikanische Internet-Organisation 4Kali.org finanzierte einige kleine Projekte; sie wirkt noch heute mit gutem Erfolg in Khao Lak.

Viele, vor allem junge Freiwillige aus aller Welt kamen im Nature Resort von Khao Lak als "Volunteers" zusammen und starteten immer mehr kleine Hilfsprojekte, bauten Möbel für Schulen und einfache Häuser für Fischer, säuberten Strände und Korallenriffe, fast immer weit entfernt von Khao Lak. Eine kleine Gruppe von "Volunteers" half auch mit bei der Feinsäuberung der Strandgrundstücke am Bang Niang Beach. Ihr Nutzen für Khao Lak lag vor allem darin, dass sie hier wohnten, in den Restaurants speisten und in den Läden einkauften. Sie verbreiteten jugendliche Frische und Hoffnung auf Normalität. Aufgrund einer gewissen Eigendynamik sind sie heute noch in Khao Lak.

Als einzige Hilfe für betroffene Deutsche vermittelte die Deutsche Botschaft in Bangkok zinslose Darlehen. Die Bedingungen waren allerdings so schlecht, dass nur zwei Verzweifelte Kredite von 20.000 Euro annahmen, die sie nach zwei Jahren zurückzahlen müssen. Da in diesen zwei Jahren nicht genügend Einnahmen hereinkamen, sind diese Kreditnehmer jetzt noch schlimmer dran. Einer muss seine Bungalows verkaufen.

Einige kleine Organisationen, die sich zum Zwecke der Hilfe für Khao Lak in Europa gebildet hatten, z.B. Khaolakfriends e.V., sammelten privat Spenden, brachten sie persönlich nach Khao Lak und unterstützten damit Freunde und ihnen bekannte Familien in vielfältiger Weise.

Über einzelne Khao Lak Webseiten gelangten gezielte Spenden zu namentlich genannten Empfängern und ermöglichten ihnen das Überleben im ersten Jahr nach dem Tsunami. Einzelne Spender nahmen über diese Webseiten Kontakt zu Betroffenen auf und unterstützten sie, z.T. mit recht hohen Beträgen, beim Aufbau von Häusern und kleinen Betrieben.

Einzelne Spender kamen mit gesammeltem Geld und suchten nach bedürftigen Familien oder kleinen Projekten. Die (deutschsprachigen) Betreiber der Webseiten und die Kontaktstelle der "Gruppe der SME Resorts von Khao Lak" (Small and Medium Enterprise Resorts) stellten ihnen dafür gegen eine geringe Aufwandsentschädigung ortskundige Dolmetscher mit Fahrzeug zur Seite.

Andere Spender fuhren die Dorfstrasse entlang und luden Betroffene zu einer Einkaufstour in die Kreisstadt ein, wo sie ihnen die Grundausstattung für ein Kleingewerbe kauften, z.B. für einen mobilen Imbissstand, ein Malergeschäft, eine Schneiderei.

Wieder andere Spender erkannten vor Ort die Notwendigkeit der Wiederbegrünung des Landes und kauften Pflanzen, Grassoden und Arbeitsgeräte, auch für Resortbesitzer.

Baptistische Gruppen betreuten die Menschen in den Container-Lagern, brachten ihnen Lebensmittel und beschäftigten sich mit den Kindern. Sie nutzten ihre guten Beziehungen, um buddhistische Thais zu Baptisten zu bekehren. Heute stehen mehrere neue Kirchen in Khao Lak, mit Spendengeldern gebaut.

Das Thailändische Rote Kreuz war im März 2005 für wenige Tage in Khao Lak, verteilte einige Wasserfässer und Fragebogen und verschwand, ohne Miete und diverse Rechnungen bei Restaurants zu bezahlen.

 
  5. Erhielt Khao Lak Spendengelder vom Ausland? Wurden diese konkret eingesetzt?

Von den grossen Hilfsorganisationen wie Glückskette, Rotes Kreuz, Caritas etc., die hunderte von Millionen an Spenden eingesammelt hatten, kamen bis heute keine Spendengelder und keinerlei Hilfe nach Khao Lak. Der Malteser Hilfsdienst setzte die für Khao Lak gesammelten Spenden beim Aufbau eines Fischerdorfes im 20 km entfernten Tuptawan ein: laut dem Newsletter der Deutschen Botschaft wurden ca. 28 Mio. Baht in 31 einfache Häuser gesteckt, also unglaubliche 890.000 Baht pro Haus. Dafür lässt sich in Khao Lak ein Luxusbungalow bauen.

 
  6. Khao Lak hatte durch den Tsunami die einmalige Möglichkeit seine Destination vollkommen neu aufzubauen. Wurde beim Aufbau einiges verbessert/geändert (wie Hotelbau, Installation einer Kläranlage, etc.)? Wurde aus Fehlern gelernt? Worauf wurde geachtet?

Gleich nach dem Tsunami wollte die Regierung mittels eines Masterplans Khao Lak von Grund auf neu gestalten. Sie scheiterte kläglich, kein Plan wurde realisiert. Selbst die neu gebauten Fluchtwege sind inzwischen durch Mauern der nicht gefragten Besitzer wieder blockiert.

Sehr bald erkannten die Resortbesitzer, dass sie selbst schnell handeln mussten, wenn sie in Khao Lak weiterhin Tourismus betreiben wollten.

Beim Wiederaufbau muss man unterscheiden zwischen den Besitzern kleiner Bungalowanlagen und den Besitzern grosser Resorts.

Die SME (Small and Medium Enterprise) Resorts begannen bereits im April 2005 mit dem Wiederaufbau. Am Nang Thong Beach bauten die "alten" Besitzer bessere, schönere Bungalows, die sie dann auch teurer vermieten können. Ihr Konzept ging auf, sie sind sehr erfolgreich. Am Bang Niang Beach gelang es nur zwei einheimischen Besitzern, Kredite für den Wiederaufbau zu bekommen. Sie bauten ebenfalls bessere und schönere Anlagen wieder auf, können aber nicht absehen, wie sie die alten und neuen Kredite jemals zurück zahlen sollen.

Sechs von sieben überlebenden ausländischen Besitzern von kleinen Bungalowanlagen bauten wieder auf, ebenfalls verbessert. Die Saison 2006/07 war recht erfolgreich für sie.

Die Besitzer der grossen Resorts unter ausländischem Management (La Flora, Le Meridien, Sarojin) begannen ebenfalls sofort mit dem Wiederaufbau, so dass sie zur Saison 2005/06 bereit waren, aber nicht entsprechend belohnt wurden.

Die einheimischen Besitzer grosser Resorts warteten auf günstige Kredite (1% Zins auf 5 Jahre), Regierungshilfen durch einen Tsunami-Relief-Fund und Leistungen der Versicherungen, dann bauten sie wieder auf, so dass sie zur Saison 2006/07 bereit waren. Allerdings bauten sie anstelle von Bungalows am Strand vorwiegend grosse, dreistöckige Hotelbauten und superteure Bungalows (genannt Villas) am Strand. Sie begründeten dies mit Forderungen der Bank, das Land maximal auszunützen, mit möglicher Angst der Touristen vor einem weiteren Tsunami sowie dem hohen Preis des Landes und hoher Baukosten, die höhere Einnahmen erforderten. Dass sie damit am Bedarf vorbei bauten, interessierte sie nicht, da die europäischen Reiseveranstalter ihnen auch Gäste für diese Hotelbauten versprachen.

Ein Hotel, das Mukdara, hat sichtlich aus den Fehlern vor dem Tsunami gelernt. Die bombastische Bauweise wich einer aufgelockerten, freundlichen Resortanlage.

Das Baan Khao Lak nutzte die Erfahrungen der Zeit vor dem Tsunami und baute die neue Anlage mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bungalow- und Zimmertypen in einem angemessenen Preisrahmen, womit sie eine sehr erfolgreiche erste Saison erlebten.

Das Bhandari, das nicht direkt am Strand liegt, konnte durch sehr gutes Personal und bestes Marketing die früheren Gäste der Bungalows zurück gewinnen. So konnte die mangelnde Auslastung der Hotelgebäude einigermassen kompensiert werden. Der Besitzer bereut, dass er nicht wie vorher ausschliesslich Bungalows gebaut hat.

Alle anderen grossen Resorts erlebten trotz extrem hoher Rabatte für die Reiseveranstalter keine gute Saison mit Belegungsraten von nur 50% anstatt erhoffter 70-80%.

Auch im Detail lernten viele nicht aus den Fehlern der Vergangenheit, da beim Neubau wieder Architekten das Sagen hatten, die keinen Kontakt zu den früheren Gästen hatten. So gibt es weiterhin nicht genügend Ablageflächen, Haken und Kleiderbügel, die Terrassentüren und Fenster haben weiterhin keine Moskitogaze, die Zimmer können nicht ausreichend gelüftet werden.

Anfang 2005 wurde zwar eine öffentliche Kläranlage geplant, aber bis heute nicht realisiert, da selbst bei gespendeten Anlagen niemand für die Folgekosten aufkommen will. Bei allen Neubauten verlangte das Bauamt "Septic Tanks" für die Abwasserentsorgung.

Für dezentrale Kleinkläranlagen vom Typ Sub-Terra, die vor dem Tsunami erfolgreich getestet wurden, fanden sich keine Sponsoren, so dass es jetzt keine einzige mehr gibt.

 
  7. Wurde das touristische Angebot nach dem Tsunami ausgebaut, um mehr Touristen anzulocken, da man nicht damit rechnete, dass die Nachfrage bald wieder mal anstieg?

So ist die Fragestellung nicht richtig. In Khao Lak rechnete jeder damit, dass nach einer Anlaufzeit von 2 bis 3 Jahren die Resorts wieder voll belegt sein werden. In Khao Lak war es nie üblich, Touristen anzulocken. Kein Resort hatte jemals Marketing für die Hauptsaison nötig, sie waren immer voll. Das Marketing für die Nebensaison richtet sich vorwiegend an Thais, für die günstige Pauschalpakete angeboten werden.

Umgekehrt wurde nach dem Tsunami schnell erkannt, dass wir die "alten" Anlagen möglichst rasch wieder aufbauen mussten, um "unseren" alten Gästen zumindest in der zweiten Saison nach dem Tsunami wieder einen Bungalow bieten zu können. Die Konkurrenz in Thailand und in allen touristischen Regionen der Erde ist so groß, dass Khao Lak schnell aus den Reisekatalogen verschwunden wäre, wenn sich das "alte" Khao Lak nicht ganz schnell als wieder auferstandenes, "neues" Khao Lak hätte präsentieren können.

 

8. Wie schnell war Khao Lak wieder aufgebaut? Ist es heute bereits wieder fertig erbaut? Erhielten Sie die nötige Hilfe vom Staat?

Khao Lak war teilweise zur Saison 2005/06 wieder aufgebaut. Ausser dem Nang Thong Bay Resort hatte jedoch kein Resort eine Belegungsrate von über 60 Prozent.

Zur Saison 2006/07 gab es bereits wieder über 3000 Zimmer, was etwa 75% des Standes vor dem Tsunami entspricht. Jetzt aber mit durchschnittlich weit höheren Preisen.

Was fehlt, sind die vielen kleinen Anlagen mit einfachen, naturnahen Bungalows. Die Besitzer erhalten keine Kredite und müssen jetzt ihr Land verkaufen, weil 2 Jahre nach dem Tsunami die Tilgungsraten für die Altkredite wieder bezahlt werden müssen.

Gekauft wird das Land vorwiegend von so genannten "Developpern", die auf früherem Bungalowland Privathäuser bauen und teuer verkaufen. Dass es illegal ist, am Strand Häuser von mehr als 90 Quadratmetern Grundfläche zu bauen, interessiert diese Unternehmer nicht, solange sie Dumme finden, die die schönen grossen Häuser trotzdem kaufen.

Khao Lak wird niemals "fertig" aufgebaut sein, in der Nebensaison wird auch in Zukunft immer verbessert und vergrößert werden.

Ausser den zinsgünstigen Krediten für einige Besitzer grosser Resorts und zumindest einem Nutzniesser des Tsunami Relief Fund (das Ramada Resort), gab es für den touristischen Wiederaufbau keinerlei Hilfe vom Staat.

Viele Einheimische glauben, wir Europäer hätten von unseren Regierungen oder den Hilfsorganisationen das Geld für den Wiederaufbau unserer Bungalows bekommen. Dies ist nicht wahr. Uns halfen Verwandte, Freunde und frühere Gäste mit Darlehen.

Viele Leute in Khao Lak sind überzeugt, dass allein durch die Privatinitiative ein so schneller Wiederaufbau möglich war. Durch Hilfe des Staates und von Hilfsorganisationen hätte sich alles nur verzögert.

9. Was bedeutete der Tsunami für Khao Lak?

Eine einmalige Naturkatastrophe, die viele Menschen das Leben gekostet hat, weil fahrlässig nicht rechtzeitig Alarm ausgelöst wurde.

 
10. Wie veränderte sich das Leben in Khao Lak nach dem Tsunami? Leben die Einwohner/Gäste heute in Angst?

Einige Einwohner haben heute noch Angst und halten sich vom Meer fern. Sie trauen den Alarmanlagen nicht, weil sie von der Regierung und Beamten betrieben werden, denen niemand wirkliches Vertrauen entgegenbringt.

Die Gäste fühlen sich wohl. Sie wissen, dass es Naturkatastrophen immer und überall auf der Erde geben kann. Dass es einen zweiten Tsunami in Khao Lak geben wird, halten sie für äusserst unwahrscheinlich. Sie glauben daran, dass sie beim unwahrscheinlichen nächsten Mal rechtzeitig gewarnt werden.

Die Menschen in Khao Lak hat das gemeinsam Erlebte zusammen gerückt. Die Aktion des SME-Teams, die Überlebenden in Ban Bang Niang gleich nach dem Tsunami zu interviewen und sie von ihren schrecklichen Erlebnissen auf Band erzählen zu lassen, hat dazu geführt, dass in Ban Bang Niang eine gute Gesprächskultur entstanden ist, so dass jeder ohne Hemmungen oder Scheu von seinen Erlebnissen mit dem Tsunami berichten kann.

Die Touristen sind begeistert davon, wie unbeschwert und locker die Einheimischen wirken. Auch sie, die daheim mitgeweint haben, fühlen sich in die grosse Gemeinschaft der glücklich Überlebenden aufgenommen. Die enge Verbundenheit zwischen Touristen ("Gästen") und Einheimischen, die bereits vor dem Tsunami bestand, hat sich intensiviert. Der hohe Anteil treuer Gäste ("Freunde") bestimmt das ganz besondere touristische Klima in Khao Lak.

11. Wie sehen Sie der touristischen Zukunft von Khao Lak entgegen? Wird es zur Boomdestination wie Phuket? Ist der Massentourismus überhaupt erwünscht?

Khao Lak wird "boomen", das lässt sich nicht vermeiden. Pro Jahr 30 bis 40 % Zunahme war schon vor dem Tsunami normal. Das wird so weitergehen.

Khao Lak setzt sich von Phuket ab und sieht es als abschreckendes "Vorbild" an. Jeder hofft, dass sich Khao Lak niemals so entwickelt wie Phuket. Aber sicher kann man nicht sein. Es gibt Geschäftsleute, die Phuket als nachahmenswert ansehen und Khao Lak möglichst schnell genauso entwickelt sehen wollen, um daran zu verdienen. Doch die Stimmung dagegen ist heute größer als zuvor.

Das Khao Lak-Publikum will Natur, Ruhe und Frieden. Laute Attraktionen werden abgelehnt. Solange neue Gäste dasselbe wünschen, sind sie willkommen. Sie gehen nur aus Neugier mal in eine Karaoke-Bar, werden sie aber nicht bevölkern.

Wir können nur hoffen, dass der andersartige Charakter von Khao Lak auch in Zukunft überwiegen wird und "falsche" Gäste nur einmal nach Khao Lak kommen.

12. Wie sieht es mit den Besucherzahlen von Khao Lak aus, wie entwickelten sich diese seit dem Tsunami?

In der ersten Saison waren sie schlecht. In der gerade zu Ende gehenden Saison waren sie in Bungalowanlagen am Strand ganz hervorragend, für 5 Monate durchweg über 90% belegt.

Die Resorts mit grossen Hotelblocks haben ihr "altes" Publikum verloren, "neues" findet sich nicht so leicht, da für 4-Sterne-Hotels ein harter internationaler Wettbewerb herrscht. Dafür, dass sich die Zimmerzahl von einer Saison zur anderen mehr als verdoppelt hat, waren die Besucherzahlen aber sehr gut. Vor allem im Januar und Februar waren sie besser als erwartet.

 

13. Aus Ihrer Sicht: was hat sich seit dem Tsunami grundlegend in Khao Lak verändert?

Die kleinen, naturnahen Bungalowanlagen existieren nicht mehr. Sie werden sehr vermisst.

Für die selbständigen Strandrestaurants am Bang Niang Beach gibt es kein Land am Strand mehr. Sie sind in ihrer Existenz gefährdet. Sie machten einen wichtigen Teil des Flairs von Khao Lak aus und sollten unbedingt erhalten bleiben. Dafür müssten Sponsoren gewonnen werden, die Strandland aufkaufen und an die Restaurants verpachten.

 
14. Welches sind heute die grössten Probleme von Khao Lak?

Wie eh und je Nummer eins: Das Unvermögen der lokalen Behörden, mit Problemen fertig zu werden.

Zum zweiten die Stranderosion, die sich nach dem Tsunami dramatisch verschärft hat.

Drittens der Egoismus vieler Einheimischer, die nichts von ihrem Land abgeben, um z.B. Fluchtwege zu ermöglichen.

Viertens das Unvermögen der Behörden, die letzten Tsunami-Ruinen zu entfernen.

15. In den Medien konnte man lesen, dass das TAT Negativ-Werbung gegen Khao Lak während des Aufbaus betrieben hatte! Wie stehen Sie dazu? Warum hat das TAT so gehandelt und Khao Lak und seine Menschen nicht tatkräftig unterstützt?

Diese Aussage stimmt. Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren. Daran beteilige ich mich nicht.

16. Haben die Einheimischen Angst vor einer Wiederholung eines Tsunamis oder fühlen Sie sich sicher?

Einige Einheimische haben Angst vor dem nächsten Tsunami. Interessierte Kreise schüren diese Angst Thailand-weit. So kommen thailändische Urlauber kaum noch nach Khao Lak, sondern sie fahren weiter nach Phuket - der Kreis schliesst sich.

17. Werden Sie viel auf den Tsunami angesprochen und wie verhalten sie sich oder welche ist die Frage die am meisten gestellt wird?

Wer zum ersten Mal nach dem Tsunami nach Khao Lak kommt, hat ein Bedürfnis, darüber zu sprechen. Das führt meist zu sehr intensiven Gesprächen, für die ich mir immer Zeit lasse.

Die am meisten gestellte Frage ist: "Wo sind bloss die vielen gespendeten Millionen geblieben?"

Unsere Antwort lautet: "Wir wissen es auch nicht. Bei uns kam jedenfalls kein einziger Euro von den grossen Hilfsorganisationen an."

  18. Kommen gewisse Touristen vielleicht nur aus Neugier nach Khao Lak um mit eigenen Augen zu sehen, wie es nun nach dem Tsunami aussieht? Oder verspüren Sie ein echtes Interesse bei den Touristen?

Vielleicht gibt es solche Leute. Die Neugier ist auch berechtigt. Denn kein Ort weltweit, der jemals von solch einer Katastrophe betroffen war, hat sich innerhalb von weniger als zwei Jahren so hervorragend regeneriert - und das ohne Millionen an Spendengeldern. Diese Menschen, die das geschaffen haben, sind bewundernswert. Als sie völlig am Boden zerstört waren, haben sie nicht aufgegeben, sondern ihre Zukunft in die Hände genommen und sich gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt.

Wer heute als Neugieriger kommt, kommt in der nächsten Saison als Gast. Denn der Unterschied zu Phuket ist so krass, dass Khao Lak im Vergleich immer positiv abschneidet.

 
  19. Warum sollte man nach Khao Lak reisen?

Wer Ruhe, Frieden und Natur sucht, findet sie in Khao Lak. Hier kann man abschalten und sich hervorragend erholen.

Wer ein wenig vom "unverdorbenen" Thailand mitbekommen will, kann das in der Region Khao Lak, wo die meisten Menschen im Hinterland noch ganz ursprünglich leben.

Für Familien mit Kindern ist Khao Lak ein ganz idealer Ferienort.

Taucher, die einen Tauchtrip auf die Similan Islands machen wollen, finden in Khao Lak die besten Voraussetzungen.

 

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