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Ulla und Klaus unterwegs nach Australien
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07.09.2001 Ulla und Klaus (zur Zeit:auf MS Optimism im Mittelmeer) Ihr Lieben!
Der vierte Tag an Bord ist angebrochen und wir haben uns so gut eingelebt,
Unsere Fahrt von Südtirol nach Livorno verlief gut, wir standen
pünktlich um
Irgendwie rührte sich Widerstand in mir und ich sagte in ein paar
deutlichen
In La Spezia trafen wir auf sehr verständige Menschen. Sie gaben uns
bis
Montagnachmittag fuhr Klaus unser Auto auf ein Flat und 4 Mann waren zwei
Unsere Mitpassagiere sind Engländer. Ein sehr junges Pärchen, das
auf eine
Der Tagesrhythmus wird bestimmt durch die Mahlzeiten in der Offiziersmesse.
Für körperliche Fittness sorgen die vielen Stufen, die wir
täglich
Das Schiff ist 192m lang, 32m breit, 51m vom Kiel bis zur Antenne hoch. Es
Tja und dann ist da noch die Seite der medizinischen Versorgung. Schon beim |
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10.09.01
Inzwischen liegt die Fahrt durch den Suezkanal hinter uns.Wir ankerten am
Gegen 13h ging unsere Fahrt weiter, langsam mit 10Kmh, sodaß man viel
vom Leben
Jetzt befinden wir uns im Roten Meer. Himmel und Meer werden in den
nächsten |
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16.09.01
Am Abend des 11. September versammelten wir uns alle völlig
erschüttert beim
Bei der Ausfahrt aus dem Roten Meer in den Indischen Ozean gab es einen Tag
Inzwischen ist der Ozean wieder ruhig und ein Aufenthalt vorne am Bug
wieder
Gestern abend hatten wir eine Grillparty auf dem 5. Deck. Hier gibt es eine |
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26.09.01
Am 21.9. haben wir Passagiere die ganze Schiffsbesetzung zu einer Party
Am 23.9. legten wir pünktlich am frühen Morgen in Fremantle an.
Die
Da es Sonntag war, arbeiteten weder Zoll noch Quarantäne, wir machten
einen
Montag, 24.9.01 standen wir in aller Frühe beim Zollagenten auf der
Matte.
Momentan stehen wir am Strand von Fremantle in Hafennähe und haben uns
eben
Wir hoffen,Ihr seid alle gesund und munter. Wir freuen uns, von Euch zu
Ganz frohe Grüsse aus dem frühlingshaften Westaustralien |
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Hier die harten Fakten:
Eine solche Verschiffung ist nicht billig, wenn man auf demselben
Schiff mitfahren will,
Verschiffungskosten (La Spezia - Fremantle in 19 Tagen):
Das war mit Canmar-Contship, Die Personenpassage auf demselben Schiff ging ueber:
Wagner Frachtschiffreisen,
Es kostete 180 DM pro Person und Tag in der Eignerkabine (toller
Luxus!),
Solche Frachtschiffreisen sind angeblich schon 1,5 Jahre im Voraus ausgebucht,
was ich |
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Februar 2002
Ihr Lieben zu Hause und unterwegs! Bevor wir in Kuerze eine Reisepause einlegen, moechten wir Euch mit einem vorerst letzten Bericht ueber die vergangenen Wochen unterrichten. Da Ihr danach fuer mindestes ein halbes Jahre Ruhe vor unseren Erguessen habt, faellt er dieses Mal etwas laenger aus. Klaus steht wie immer in eckigen Klammern, das System hat sich anscheinend bewaehrt. Bevor wir Melbourne verliessen, gab es ein frohes Wiedersehen mit dem Kapitaen unseres Schiffes, das zufaellig im Melbourner Hafen lag. Zusammen mit dem Schiffsingenieur, dem guten philippinischen Koch und den englischen Mitpassagieren hatten wir einen feuchtfroehlichen Abend und erwischten gerade noch die letzte Strassenbahn zurueck zu unserem Auto. Es war Anfang Januar und vielleicht machte sich nach 4 Monaten Reise leises Heimweh breit, jedenfalls zog es uns in die Berge. Das Dach des 5. Kontinents ist nicht besonders spektakulaer, der hoechste Berg, Mt. Kosciuczko mal gerade 2228m hoch ( da ist sogar unsere Laugenspitze hoeher) und der Gipfel wurde schon vor Millionen von Jahren von Gletschern rundgeschliffen. So braucht man keinerlei gemsenartige Faehigkeiten, um den hoechsten Punkt Australiens zu erreichen. Am Morgen unseres Aufstieges wurden wir mit Außentemperaturen von 2Grad ueberrascht, die Batterie streikte und die Standheizung lief nicht die Stimmung war gedrueckt. Aber es wurde ein herrlicher Sonnentag, wir schafften den 18KM langen Rundweg locker in 3 1/2 Stunden und genossen den freien 360 Grad-Blick vom Gipfel. Nur die vielen Touristen hier oben waren ein wenig stoerend, aber das haben die sicher auch von uns gedacht. Mt. Buller und Mt. Buffalo waren weitere Stationen mit grossen Wettervarianten: Sonne, Sturm, Regen, Nebel, Kaelte zu warm war es uns nie. Wie schon so oft auf unseren Reisen haben wir mal wieder eine Wetterausnahmesituation erwischt. Rund um Melbourne klagte jeder, dass er sich an keinen so kalten, verregneten Sommer erinnern koenne. Normalerweise werden um diese Zeit Hitzerekorde gemessen, davon hatten wir seit Wochen nichts gemerkt. Das hatte allerdings den nicht zu gering zu schaetzenden Vorteil, dass sich die Anzahl der Fliegen in Grenzen hielt. Sie brauchen offensichtlich mehr als 25 Grad, um laestig zu werden. Mittlerweile haben wir erfahren, dass sich mal wieder vorzeitig ein el nino aufbaut, dieses Phaenomen ist verantwortlich fuer tiefgreifende Wetterveraenderungen im gesamten pazifischen Raum. Wir kennen das schon seit unserer Suedamerikareise, als wir im peruanischen Ueberschwemmungsgebiet stecken geblieben sind. Die engen, gewundenen Strassen durch die Berge boten fantastische Ausblicke, und Spaziergaenge durch Regenwaelder bescherten uns neue Tiererlebnisse. Wir hatten mehrfach das Glueck, den ausgesprochen scheuen Lyrebird zu beobachten. Sein Gesang ist extrem vielseitig, er ahmt nahezu jeden Vogel nach, aber auch bellende Hunde oder laufende Kettensaegen gehoeren zu seinem Repertoire. Seine langen Schwanzfedern haben die Form einer Leier, daher der Name Lyrebird, zu deutsch Leierschwanz. An einem der vielen kleinen Fluesse hatte auch ich das Glueck, ein Schnabeltier in freier Wildbahn zu beobachten. Etwa eine Stunde lang tauchte es immer wieder vor uns auf, schwamm seine Runden, putze sich das Fell und tauchte dann wieder davon, das Ganze direkt vor unserem einsamen Uebernachtungsplatz. Die Orte, durch die wir in dieser alpinen Region fuhren, haben durchaus Aehnlichkeit mit unseren Wintersportorten. Die Anzahl der Liftanlagen und die Groesse der Parkplaetze liessen uns ahnen, welch ein Betrieb hier in der kalten Jahreszeit herrscht. Im Sommer gehoert die Gegend den Wanderern und Campern. Die Australier lieben es zu zelten und am Lagerfeuer zu sitzen. Auf Grund der grossen Braende rund um Sydney wurde allerdings an vielen Tagen ein totales Feuerverbot verhaengt und das bedeutet: weder Lagerfeuer, noch tragbarer Gaskocher oder Petroleumlampe sind erlaubt. Bei diesen kuehlen Sommertemperaturen nicht gerade angenehm fuer die Urlauber, die daher nicht ganz so zahlreich hier waren, wie in anderen Jahren. Uns war es recht! An der Kueste liess es sich dann allerdings nicht mehr verleugnen, dass wir uns mitten in den hiesigen Sommerferien befanden. Orte und dazugehoerende Straende waren total ueberlaufen. Daher zogen wir es vor, unseren Rueckweg nach Melbourne ueber kleine Straesschen kreuz und quer durch das Farmgebiet Victorias zurueckzulegen. Die Beeren hatten Hochsaison und Himbeeren, Erdbeeren, vor allem aber die bis zu 2cm dicken Blaubeeren fanden in uns begeisterte Abnehmer. Kurz vor Melbourne besuchten wir ein Braunkohlerevier. Die Australier haben das Glueck, dass ihre Kohle nur unter einer 8m dicken Lehmschicht verborgen liegt - bei uns sind es 100 bis 200m und daher sehr leicht im Tagebau zu foerdern ist. Die Kohle reicht noch fuer Jahrhunderte und mit ihr werden 90% des Stroms fuer den Staat Victoria erzeugt. Das technische know how stammt aus
Deutschland. |
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Am 16.Januar ging es mit der Faehre ueber Nacht nach Tasmanien. Die See
war
ruhig und der Inselstaat empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. Erneut zog es uns in die Berge und wir erlebten wunderschoene Tage im Cradle Mountain National Park. Schroffe Berge, Baeche, Fluesse und Seen mit kristallklarem Wasser, eine Pflanzenvielfalt, die ihresgleichen sucht und dazu bestens angelegte Wanderwege, auf denen man diese traumhaft schoene Natur erlaufen kann. Hier kam es dann auch endlich zu der lange ersehnten Szene: Wombat trifft Wombat. [Meine Frau nennt mich seit kurzem Wombat, weil sie meint, ich haette viele Aehnlichkeiten mit diesem Tier. Der Wombat ist ein nachtaktiver Hoehlenbewohner, der ca. 19 Stunden des Tages in seiner unterirdischen Behausung verbringt und dort laut schnarchend schlaeft. Was das Schnarchen betrifft, muss ich Ulla Recht geben, ansonsten bin ich jedoch weder nachtaktiv, noch halte ich mich so lange in Hoehlen auf! Wombats sind kurzbeinig und gedrungen, meine Beine sind eindeutig laenger und o.k., an einer Koerperstelle bin ich inzwischen auch gedrungen, aber ansonsten? Wombats sind trotz ihrer kurzen Beine eindeutig schneller als ich, lange Beine sind eben schwerer und schwieriger zu bewegen, vor allem aber wegen der gedrungenen Koerperteile oberhalb meiner Beine. Wombats haben einen Stummelschwanz, ich dagegen ...., aber lassen wir das lieber.] Das hervorstechende Merkmal eines Wombats ist , dass er seine Ruhe haben moechte.... [ da bin ich ihm so aehnlich wie ein eineiiger Zwilling!] Um ehrlich zu sein, Wombats sind richtig suesse Knuddeltiere und wir haben sie zahlreich und aus naechster Naehe gesehen. Wegen der kuehleren Temperaturen in den Bergen wagen sie sich schon am spaeten Nachmittag aus ihrem Bau das kommt uns begeisterten Tierbeobachtern natuerlich sehr entgegen. Ihre Reviere markieren sie im Uebrigen mit ihren Koetteln, und damit diese nicht davonrollen, produzieren sie sie in viereckiger Form! Die Tasmanier bezeichnen dies als das 8. Weltwunder, denn die eckigen Koettel kommen aus einem runden Loch. In der Nacht sassen Brushtailpossums auf unserem Campingtisch und rund um unser Auto schlich fauchend ein tasmanischer Teufel, der sich schliesslich mit den frechen Possums um unsere Essensreste pruegelte Unsere Tueren hielten wir konsequent geschlossen, denn die Possums machten den Eindruck, dass sie auch vor einer Runde durch unser Auto nicht zurueckschrecken wuerden. Auf die Streicheleinheiten von zwei Bienen haette ich gerne verzichtet, sie bereiteten nicht nur Schmerzen, sondern verliehen mir auch fuer einige Tage ein ziemlich veraendertes Aussehen, denn sie hatten sich Stirn und Ohr fuer ihre Stiche
ausgesucht. |
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Gemaechlich ging es auf der Westseite in Richtung Sueden. Der Weg fuehrte
teilweise durch wunderschoene Regenwaelder, in denen die Forstbehoerden Picknick- und Campingplaetze angelegt haben, die fantastisch ausgestattet sind. So verbrachten wir einen verregneten Abend am offenen Feuer an einem ueberdachten Sitzplatz umgeben von hohen Baumfarnen, die mit ihren breiten faecherartigen Schirmen dafuer sorgten, dass wir sogar trockenen Fusses zum Auto gehen konnten. Bei dieser Gelegenheit moechte ich noch einmal die gesamte touristische Infrastruktur in ganz Australien lobend erwaehnen. Die Picknickplaetze sind fast immer mit Feuerstellen und sehr oft mit Gas- oder Elektrogrills ausgestattet, die Campingplaetze haben fast immer eine gut ausgestattete Kueche, oft Waschmaschine und Trockner, hier auf Tasmanien steht sehr oft gehacktes Feuerholz zur Verfuegung. Die Ausstellungen in den Besucherzentren der Nationalparks sind ausgesprochen informativ und schoen, die angebotenen Rangerprogramme eine Teilnahme wert. Die Wanderwege sind nahezu perfekt mit Stufen, Bruecken oder Holzstegen, damit man nicht durch den Matsch muss, bzw. die empfindliche Vegetation geschont bleibt. Und immer wieder trifft man auf einen Arbeitstrupp, der an dieser Infrastruktur arbeitet und sie weiterhin verbessert, damit man vielleicht einen noch perfekteren Blick auf den Wasserfall haben kann.
Einfach Super! |
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Eine Bootsfahrt ueber den sich durch den Regenwald windenden Arthur River
mit Landgang inclusive botanischer Fuehrung, sowie Fuetterung einer Seeadlerfamilie war ein schoenes Erlebnis, zumal wir nur zu viert waren. [Ganz besonders hat mich ein Uebernachtungsplatz fasziniert, an dem eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang Tausende von Sturmtauchern von ihrem 16stuendigem Aufenthalt auf hoher See zurueckkehrten, um ihr Junges zu fuettern. Die Jungvoegel warten den ganzen Tag in einer etwa 1m langen Sandhoehle. Da natuerlich Sand nachsickert, muss der Hoehleneingang erst einmal frei geschaufelt werden. So kommt es, dass einem auf einer riesigen Duene etwa eine Stunde lang ueberall Sandfontaenen entgegenfliegen, die mich beim Videofilmen beinahe erwischt haetten. Die Sturmtaucher sind aeusserst interessante Voegel. Sie legen eine der laengsten Flugstrecken der Welt auf ihrem Zug zu den Brutgebieten zurueck, jedes Jahr einmal von Alaska nach Australien und retour, das sind jeweils 16000KM, die innerhalb von 6 Wochen bewaeltigt werden. Die Jungvoegel werden von ihren Eltern auf das doppelte Gewicht der Altvoegel herangefuettert und dann verlassen. In den naechsten drei Wochen werden die Daunen durch Flugfedern ersetzt. Die Jungen machen fleissig Fluguebungen und magern dabei auf das reisefaehige Normalgewicht ab. Sie starten dann ohne jede Anleitung oder Fuehrung zu der langen Reise, ihren Eltern hinterher nach Alaska. Nach unserer Rueckkehr nach Hause werde auch ich 3 Wochen lang Fluguebungen machen, in der Hoffnung, dabei meine Wombatrundungen zu verlieren und endlich normales Arbeitsgewicht zu erreichen.] Immer wieder machten wir kleinere und groessere Wanderungen durch die hiesigen Waelder und blieben staunend vor den riesigen Eukalyptusbaeumen stehen. Man muss den Kopf schon weit in den Nacken legen, um bis zur 100m hohen Krone schauen zu koennen. Nach den californischen Redwoods sind dies die hoechsten Baeume der Welt. Um eine Hoehe von fast 100m zu erreichen, muessen sie etwa 400 Jahre alt werden. Dies ist heute nur noch in entsprechenden Schutzgebieten, wie z.B. Nationalparks moeglich, denn mit einem wirtschaftlich orientierten Forstbetrieb laesst sich eine solche Wachstumsdauer nicht vereinbaren. Neue Plantagen werden nach maximal 80 bis 100 Jahren geerntet. Ein Hoehepunkt ganz anderer Art war die Besichtigung einer aktiven Mine, in der Kupfer, Silber und Gold gefoerdert werden. In kompletter Bergwerksmontur Helm, Brille, Lampe, Atemmaske, Sicherheitsweste, Gummistiefel ging es per Allradauto 6KM weit in den Berg hinein bis auf 850m unter Tage, das waren 250m unter dem Meeresspiegel. Krach und Erschuetterung, verursacht durch die mit Gestein beladenen, hautnah an uns vorbeidonnernden LKWs waren beeindruckend. Staub, Dreck und Dunkelheit, sowie das Bewusstsein allgegenwaertiger Gefahr wir zollten den Maennern dort unten unseren Respekt. Ich persoenlich habe gelernt, was es bedeutet, wenn man vom Licht am Ende des Tunnels spricht. Ich war sehr froh, als ich es nach etwa 1 Stunde dort unten wieder erblickte. [ Die Arbeitsbedingungen der Maenner in so einer Grube sind abschreckend. Bei 28 Grad eine 12 Stunden-Schicht fahren mit 40 Minuten Pause, die oft entfaellt, um wegen des Bonus unbedingt das Schichtsoll zu erfuellen das ist bestimmt nichts fuer jedermann. Die Luft war teilweise extrem schlecht. Taeglich muessen 7,5 Mill. Liter Wasser abgepumpt werden was passiert, wenn die Pumpen ausfallen? Mit 50-Tonnen-LKWs fahren die Arbeiter durch enge, dunkle Tunnels, um ihre Last in Crusher abzuladen, eine Art Gesteinsmuehle. Die Brocken sind so heiss, dass man sie gerade noch beruehren kann, geschaetzt 45 Grad. Der Verdienst liegt bei bis zu 150000 Euro/Jahr, das laesst sich aber nur ca. 10 Jahre lang durchhalten. Und dann: Staublunge, Hoerschaden, Depressionen, etc. Da verzichten wir doch lieber auf ein paar Euros und arbeiten im Hellen mit
nur gelegentlichen Nachteinsaetzen.] |
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Hobart erreichten wir an einem Sonntag und da gleichzeitig zwei
Passagierschiffe im Hafen vor Anker lagen, waren alle Geschaefte geoeffnet. Wir machten einen ausgedehnten Bummel, dabei fielen uns die vielen schoen reataurierten, 100 bis 150 Jahre alten Haeuser auf. Die Kathedrale mit herrlichen Glasfenstern und kunstvollen Holzschnitzereien war einen Besuch wert. Als wir dann vom 1270m hohen Mt. Wellington auf die im glitzernden Sonnenlicht zu unseren Fuessen liegende Hauptstadt Tasmaniens blickten, war ihre Fangemeinde endgueltig um zwei Mitglieder reicher. Die Lage ist durchaus vergleichbar mit der von Vancouver, Rio de Janeiro oder San Francisco, und dass sie ihren Konkurrenten in der Groesse nicht das Wasser reichen kann, macht sie fuer uns um so liebenswerter. Die naehere Umgebung erinnert fatal an unsere Heimat: bewaldete Huegel, Strassenraine voller Margeriten, Wiesen uebersaet mit gelben Blumen und ueppigst bluehende Staudengaerten an den Haeusern. Kuehe auf den Weiden, Apfelplantagen, Hopfenfelder, Weinanbau. |
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In Port Arthur lernten wir eine Menge
ueber die Straeflinge, die schon wegen geringster Vergehen von England nach hier verfrachtet wurden. Insgesamt wurden160000 nach ganz Australien, 70000 davon nach Tasmanien geschickt. Port Arthur galt als schlimmste Strafkolonie. Permanent rueckfaellige Straeflinge wurden in Isolationshaft gehalten. Das fuehrte dazu, dass sie selbst in der Kirche in abgetrennten Einzelkabinen am Gottesdienst teilnehmen mussten. Viele von ihnen wurden nicht gebessert, sondern verrueckt. Es waren harte Zeiten. Immer wieder fuhren wir auf engen Waldwegen zu verschiedenen Wasserfaellen und einsamsten Uebernachtungsplaetzen. In einem dieser Waelder wurde vor einem halben Jahr der laengste Tree Top Walk der Welt eroeffnet. Wie schon in Westaustralien wandelten wir in ca. 35-40m Hoehe oberhalb von Baumfarnen und niedrigen Baeumen, aber immer noch weit unterhalb der Kronen maechtiger Swamp Gums ( Eukalyptusart) entlang. Die Kueste faszinierte mit traumhaften Buchten, blendend weissen Straenden mit Sand, fein wie Pulver, Klippen, umspuelt von tosender Brandung und stillen Lagunen mit schwarzen Schwaenen, die aufmerksam ihre Jungen bewachten. Diese sind im Uebrigen genauso grau wie die unserer heimischen weissen Schwaene. Auch kulinarisch hat Tasmanien viel zu bieten. Fangfrische Austern, Shrimps, feinste Fischfilets. Obst und Gemuese direkt vom Erzeuger; braune und weisse Champignons in allen Groessen direkt von der Zuchtfarm; etliche Kaesereien mit grosser Auswahl und reichhaltigem Probierangebot; und nicht zu letzt Helmuts Baeckerei, in der es von Laugenbrezen, ueber Grau- und Schwarzbrot, bis hin zu Apfelstrudel, Berlinern und Bienenstich alles gibt, was zum Angebot
einer deutschen Baeckerei gehoert. |
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Ihr merkt es sicher schon, Tasmanien ist ein Platz, an dem wir uns
ausgesprochen wohl gefuehlt haben und seit langem mal wieder ein Ort, an dem wir uns vorstellen koennten, zu leben. Dazu hat natuerlich auch das ausgesprochen schoene Wetter beigetragen. Jeden, den wir nach dem bisherigen Sommer befragten, gab zur Antwort: it was awful, zu deutsch: es war schrecklich. Aber Mitte Januar kehrte der Sommer ein und so hatten wir waehrend unseres ganzen Aufenthaltes nur 2 verregnete Tage. Ansonsten war es angenehm warm, nie zu heiss. Zu guter Letzt: es gab so gut wie keine Fliegen!!! |
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[Zum Abschluss dieses ersten Teils unserer Australienreise moechte ich
Euch
noch einen kurzen historischen Rueckblick auf die Besiedlung dieses Kontinents durch die Briten und anschliessend viele andere Europaeer geben. Wann immer wir mit Australiern sprachen, wurde alles Schlechte den Europaeern zugeschoben, alles Gute dagegen ist entweder britisch oder australisch.( ca. 90% der Australier sind britischer oder irischer Abstammung) Das nehmen wir erstaunt und leicht amuesiert zur Kenntnis, hat sich doch anscheinend bis zum heutigen Tag an der Einstellung der Briten zu Europa nichts geaendert. Als im 18. Jhdt. die Briten und Franzosen sich immer mehr fuer diesen Kontinent interessierten, machten die Englaender kurzen Prozess, erklaerten das Land zur terra nullius, eine Voraussetzung fuer die Inbesitznahme einer neuen Kolonie sie haben also Australien kurzerhand fuer unbewohnt erklaert, was natuerlich nicht stimmte. Allerdings war London immer auf die Nachrichten seiner Seefahrer angewiesen, und die hatten eben von unbewohntem Land berichtet. Ansonsten haette die britische Krone mit den Ureinwohnern Australiens verhandeln muessen, wie beispielsweise in Neuseeland geschehen, nachdem die dortigen Bewohner sich vereint sehr energisch gegen die weissen Eindringlinge gewehrt hatten. Die Aborigines Australiens waren jedoch in hunderte kleiner Familienclans zersplittert, lebten als Nomaden ohne feste Unterkuenfte, hatten keine Schrift und keinen Koenig oder aehnliches als uebergeordneten Verhandlungspartner. Mit ihnen hatten die Briten leichtes Spiel, denn gemessen an den Kanonen und Gewehren der Europaeer waren die Ureinwohner Australiens geradezu laecherlich bewaffnet, mit Speeren, Keulen und Boomerangs. Wie ueberall auf der Welt, wo wir Weissen auftauchten, haben wir die Urbevoelkerung noch mit ganz anderen, geradezu gigantischen Waffen vernichtet, naemlich mit unseren eingeschleppten Kinderkrankheiten. Masern, Roeteln, Mumps und Co. haben binnen weniger Jahrzehnte fast 80% der Aborigines hinweg gerafft. Die Kehrseite der Medaille waren die Aussiedler. Sie wurden nicht von Abenteuerlust nach Australien gelockt, sondern von blanker Not in Europa oder religioeser Verfolgung dorthin getrieben. Ein Teil von ihnen waren britische Straeflinge, die hierher verfrachtet wurden und zwangsarbeiten mussten. Die Siedler stiessen auf nicht erschlossenes Land, das ihnen zugeteilt wurde, teilweise Wueste, teilweise undurchdringlicher Wald. Mit dabei hatten sie ihre Familien, ein paar Werkzeuge und etwas Vieh, mit dem sie eine Landwirtschaft aufbauen wollten. Unter unsagbaren Opfern und Muehen fuer uns verwoehnte Luxusmenschen unvorstellbar wurde das Land gerodet, bepflanzt, eingezaeunt, Quellen erschlossen, Wege und Strassen gebaut. Und dann kommt so ein Aborigine daher, hat Appetit auf eine aus Europa herangeschleppte Kuh und erlegt sie mit seinem Speer. Klar, was dann passierte: er wurde vom Besitzer der Kuh abgeknallt. So nahm das Schicksal der Ureinwohner Australiens seinen Lauf. Sie wurden beinahe ganz ausgerottet und erwachten erst in der zweiten Haelfte des 20. Jhdts. ganz allmaehlich aus ihrer Lethargie und kaempfen nun um ihre Rechte.1992 wurde die Terra nullius-Theorie vom hoechsten Australischen Gericht verworfen und seither koennen die Aborigines ihre Landrechte vor Gericht erstreiten, fuer die allermeisten weissen Australier ein sehr unangenehmer Gedanke. Neben den Menschen und dem Vieh kamen aus Europa auch noch andere Wesen nach Australien. Irgendein britischer Idiot kam auf die Idee, 24 Kaninchen mitzubringen. Die Kaninchenfloehe, Uebertraeger der Viruserkrankung Myxomatose, ueberlebten den Transport nicht, und so kamen 24 strotzend gesunde Karnickel an Land. Waehrend zwei Schafe sich binnen dreier Generationen auf 6 bis 7 Tiere vermehren, vervielfaeltigen sich zwei Kaninchen im gleichen Zeitraum auf unglaubliche 64000. Ausser Dingos und Raubvoegeln hatten sie hier keine Feinde, also explodierten sie geradezu ueber ganz Australien hinweg und bedrohten die gesamte Landwirtschaft. Zu ihrer Bekaempfung wurde nun der Fuchs eingefuehrt. Der hatte aber keine Lust, den Kaninchen hinterher zu jagen, die ihn von Europa her sehr gut kannten, sondern der schlaue Reinecke verspeiste lieber die kleinen Kaenguruhs und andere Beuteltiere, die vor ihm zunaechst noch nicht einmal davon liefen. Ein grosser Teil dieser Tiere ist mittlerweile ausgestorben oder ueberlebt nur auf fuchsfreien Inseln oder in speziell mit Elektrozaeunen abgeteilten Arealen. Dazu kamen noch Katzen, Ziegen, Esel, Kamele, aber auch Spatzen, Stare und Amseln, die sich hier praechtig vermehrten, verwilderten und nun die hiesige Fauna gewaltig schaedigen. Auch mit importierten Pflanzen wie Pampasgras, Fingerhut und jeder Menge anderen Graesern haben wir Europaeer und Briten hier viel Unheil angerichtet. Aber wir muessen den Menschen von damals zu Gute halten, sie haben es nicht besser gewusst. Wer weiss, was wir heute alles anstellen, worueber in 200 Jahren nur der Kopf geschuettelt wird. Mittlerweile hat man uebrigens endlich mal etwas Vernuenftiges eingefuehrt, naemlich den spanischen Kaninchenfloh samt Myxomatose, der endlich der Kaninchenplage Herr zu werden scheint. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Australier aufgewacht sind. Es wird unendlich viel unternommen, um die einheimische Fauna und Flora zu schuetzen, bzw. ihren Bestand zu sichern. Auch im Umgang mit den Aborigines hat sich zumindest bei der offiziellen Seite wie Polizei und Justiz vieles gebessert. Die antiken Kultstaetten, in erster Linie faszinierende Felszeichnungen, sind gut geschuetzt und z.T. zum Kulturerbe der Menschheit erklaert worden. Dreamtimeueberlieferungen sind im Nationalparksystem allgegenwaertig, es fehlt nach unserem Eindruck lediglich an der tatkraeftigen Mitarbeit der Aborigines selbst. Vortraege und Erklaerungen werden erstaunlicherweise immer von Weissen gehalten, so ist jedenfalls unsere bisherige Erfahrung. Es bleibt fraglich, ob die Ureinwohner Australiens das breit gefaecherte Angebot an schulischer Ausbildung annehmen, um den Anschluss an die heute von weissen Australiern gepraegte Zeit zu schaffen.] Eine Mischlingsfrau Mutter Deutsche, Vater Aboringine wies beiden Seiten Schuld fuer heutige Probleme zu und sagte voellig richtig: "Was geschehen ist, ist Geschichte, und die heute hier lebenden Menschen sind fuer das damalige Unrecht nicht verantwortlich. Von daher sollte es kein Problem sein, miteinander zu leben." Hoffen wir, dass sie Recht behaelt. In wenigen Tagen werden wir unsere Heimreise antreten mit Zwischenstops auf Hawaii und in Los Angeles.Damit geht eine sehr interessante, extrem angefuellte, schoene Reise zu Ende. Wir sind allerdings nicht besonders traurig, denn nach knapp 5 Monaten Leben im Wohnmobil freuen wir uns auf unser Zuhause mit all seinen Annehmlichkeiten, vor allem aber auf ein Wiedersehen mit Euch.
Bis dahin ganz herzliche Gruesse Eure Ulla und Klaus |
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Design & Production: Richard Doring, September 2001 |
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Text: Ulla und Klaus, September 2001 |
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Copyright by Richard Doring, 2001 |
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